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(Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Dr. W-E Lönnig)

Wolf-Ekkehard Lönnig:

Last Update 5. August 2010: neu ist der Teil 2 ab p. 113 (frühere Updates zum ersten Teil siehe p. 112).
Einige zumeist kleinere orthographische Korrekturen am 13. 12. 2011.

"Die Affäre Max Planck", die es nie gegeben hat

Diffamierungspolitik, weltanschauliche Motivation und (Berufsverbots-)Ziel der AG Evolutionsbiologie

Teil 1 (pp. 1-112): unverändert, Teil 2 mit Daten zur neuen Situation der AG Evolutionsbiologie


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Teil 3c ab Seite 37

3. Exemplarische Detailanalyse der Rechtfertigungsversuche zur Sperrung der MPIZ-Internetseite (zu pp. 232-235 und mit dem unten wiedergegebenen Beitrag von Markus Rammerstorfer zum PDF- und HTML-Dokument insgesamt etwa 50 Punkte)


Weiter der Originaltext der "wissenschaftlichen Argumentation" von M. N. und A. B. zur Rechtfertigung der Sperrung der Instituts-Internetseite:

(21) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U. K., Buchversion hrsg. von Kutschera): Diese Meinung bleibt Lönnig unbenommen. Doch es kann nicht angehen, dass er sie unter dem Dach einer angesehenen Wissenschaftsinstitution verbreitet, die genau diejenigen wissenschaftsphilosophischen Prinzipien vertritt, die Lönnig attackiert.

W.-E. L.: Wie nun oben schon nachgewiesen, "attackiere" ich keineswegs die naturalistische Arbeitsweise als solche (die ich ja selbst, um es noch einmal zu betonen, seit Jahrzehnten praktiziere), sondern ausschließlich die wissenschafts-und erkenntnisfeindliche Verabsolutierung der Methode "selbst wenn alle vorhandenen Daten auf einen Designer hinweisen ("Even if all the data point to an intelligent designer").

Rechtfertigt die Kritik an der Verabsolutierung der naturalistischen Methode nun die Sperrung der Institutsseite?

Und überhaupt, wenn, wie M. N. und A. B. behaupten, es meinerseits tatsächlich eine klare Attacke auf die naturalistische Arbeitsweise an sich (und nicht ausschließlich gegen die Verabsolutierung der Methode angesichts widersprechender biologischer Fakten) gewesen wäre – wieso brauchte dann das Direktorium des MPIZ und ein Vizepräsident sowie der Präsident der MPG erst den Nachhilfeunterricht von Kutschera sowie M. N. und A. B., um das festzustellen? Und warum hat das Institut dann nicht sofort und von selbst etwas unternommen? Es sei an dieser Stelle festgehalten und betont, dass die Kritik und die massiven Attacken ausschließlich von "außerhalb" des Instituts kamen und diese Institutsseite bis zu meinem regulären Abschied in den Ruhestand mit dem vollendeten 65. Lebensjahr weiter existiert hätte. Überdies sind populistische Behauptungen (nicht von M. N. und

A. B.), wie die, dass ein Zeuge Jehovas den Widerstand des Max-Planck-Instituts ausgelöst habe, so erfunden wie erlogen. Noch einmal: Der Widerstand kam ausschließlich von außen.

Zu den Aussagen (20) und (21) eine weitere Frage an den Leser: Ist es nicht sehr erstaunlich und gleichzeitig auch in gewisser Weise charakteristisch, dass ausgerechnet M. N. und A. B. ihren "kreationistischen" Kontrahenten vorwerfen, dass sie (um an die Ausdrucksweise B.'s (p. 132) zu erinnern) ihr Publikum "systematisch hinters Licht" führen, dass sie sich im "Verschweigen", "Unterschlagen", "Vorenthalten" relevanter Informationen üben und mit "Wortklaubereien, Spiegelfechtereien und Strohmännern" arbeiten? (B. p. 130.)

Und zwischendurch möchte ich auch meine Frage wiederholen: Und wo in aller Welt bleiben nur die versprochenen wissenschaftlichen Argumente gegen meine ehemalige Institutsseite?

Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (21):

(21) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L..): Wir haben Lönnigs Auffassung zur naturalistischen Arbeitsweise, die er als Naturwissenschaftler selbst seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert, bewusst und gezielt völlig entstellt um weitere Ressentiments gegen ihn zu mobilisieren, denn es kann nicht angehen, dass er unsere materialistische Totalerklärung zum Ursprung des Universums und des Lebens unter dem Dach einer angesehenen Wissenschaftsinstitution mit zutreffenden wissenschaftlichen Argumenten und Tatsachen in Frage stellt (auch wenn das von anderen Wissenschaftlern wie von Max Planck selbst über Werner Heisenberg und Joachim Illies bis Hans Peter Dürr in der MPG schon praktiziert wurde). Dummerweise haben jedoch auch schon andere Kommentatoren unsere völlige Entstellung von Lönnigs Auffassung und Arbeitsweise sowie zu "Evolution - Ein kritisches Lehrbuch" (Junker und Scherer) und zu weiteren Publikationen bemerkt (Rammerstorfer, Junker und Ullrich, Willnat und andere).

Weiter im Originaltext von M. N. und A. B.:

(22) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U. K., Buchversion hrsg. von Kutschera): Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) steht ebenso in der Tradition der "totalitär dogmatischen Geisteshaltung" des Naturalismus (wenn man einmal Lönnigs Polemik gebrauchen mag), wie die von ihm kritisierten Evolutionsbiologen, da sie als Wissenschaftsorganisation das Ziel verfolgt, bislang unverstandene Sachverhalte kausal zu klären und ihre Theorien bestmöglich abzusichern.

W.-E. L.: Die Wiederholung wird wohl langsam ermüdend, dass ich die naturalistische Arbeitsweise doch selbst schon seit Jahrzehnten praktiziere und dass es bei der "totalitär-dogmatischen Geisteshaltung des Neodarwinismus (bzw. des Materialismus)" ausschließlich um die Verabsolutierung der naturalistischen Methode geht ("Even if all the data point to an intelligent designer…"). Kann sich der Leser meiner Auffassung anschließen, dass es sich bei M. N. und A. B. hier wieder um eine typische ignoratio elenchi handelt, eine "Verdrehung des Streitpunkts"?

Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (22):

(22) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L.): Wenn auch die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) (von den von ihr vertretenen zahlreichen geisteswissenschaftlichen Fächern einmal ganz abgesehen - Kutschera rückt übrigens "die gesamte Geisteswissenschaft in die Nähe des Privatvergnügens. Er nennt sie "Verbalwissenschaft" und scheidet sie scharf von der "Realwissenschaft"" – Süddeutsche vom 6.7.2008 http://www.sueddeutsche.de/kultur/741/319613/text/ siehe auch den aufschlussreichen Kommentar von Menting http://www.kritische-naturgeschichte.de/Seiten/uebergroessen.html#Kutschera-Front ) ebenso in der Tradition des Naturalismus in den Naturwissenschaften steht wie die übrige Welt, so hütet sie sich doch vor einer Verabsolutierung der Methode

(d. h. vor einer "totalitär dogmatischen Geisteshaltung"), wenn Daten deutlich in eine andere Richtung weisen. Selbstverständlich kritisiert Lönnig nicht Evolutionsbiologen, weil sie das Ziel verfolgen, bislang unverstandene Sachverhalte kausal zu klären und ihre Theorien bestmöglich abzusichern – das praktiziert er ja im Bereich der Mikroevolution und der Grundtypenbiologie selbst seit Jahrzehnten – sondern nur dann, wenn die naturwissenschaftlichen Daten nach klaren Kriterien deutlich in die teleologische Richtung und auf Design hinweisen, aber materialistisch festgelegte Forscher "keine erkenntnisoffene Deutung mehr zulassen" wollen und das Ziel in diesem Sinne von vornherein feststeht, "egal wie das Tatsachenmaterial aussieht" und entsprechend die Fakten "gebogen", "gestreckt" und "gestaucht" werden, um zur Zielvorgabe zu passen.

Weiter im Originaltext von M. N. und A. B.:

(23) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U. K., Buchversion hrsg. von Kutschera): Naturwissenschaft bedeutet eben, Phänomene unter Rückgriff auf Gesetzesaussagen und prüfbare, empirisch wohlbegründete Mechanismen zu beschreiben und zu erklären, …

W.-E. L.: Das führt natürlich zur Frage nach der Herkunft der Gesetzesaussagen.

"Thirty-five years of research on the anthropic principle … has steadily confirmed that the universe is designed." - "A summary of the twenty-nine characteristics of the universe that must be fine-tuned for any kind of physical life to be possible appears in table 15.4. Table 15.5 describes the fine-tuning necessary in forty-five characteristics of the solar system"…"The fine-tuning of the physical laws and constants of the universe and the precise configuration of its initial conditions, dating back to the very origin of the universe itself, suggest the need for a cause that's intelligent. Theism affirms the existence of an entity that's not only transcendent but intelligent as well - namely, God. Thus, theism can explain both Big Bang cosmology and the anthropic fine-tuning. Pantheism can't explain the origin of the universe, because pantheists believe in an impersonal god that's coextensive with the physical universe. Such a god can't bring the universe into being from nothing, since such a god doesn't exist independently of the physical universe. If initially the physical universe didn't exist, then the pantheistic god wouldn't have existed either. If it didn't exist, it couldn't cause the universe to exist." (Siehe Literaturhinweise und weitere Punkte unter http://www.weloennig.de/Nobelpreistraeger1a.html )

Ich muss wohl noch einmal die leicht überprüfbare Tatsache wiederholen: Genau das – den Rückgriff auf Gesetzesaussagen – praktiziere ich seit mehr als 40 Jahren selbst. Vgl. zum Beispiel meine Beiträge zum Gesetz der rekurrenten Variation: http://www.weloennig.de/Physalis1a.pdf (Vortrag zu Physalis 2008, 2,74 MB), http://www.weloennig.de/Loennig-Long- Version-of-Law-of-Recurrent-Variation.pdf und http://www.weloennig.de/Gesetz_Rekurrente_Variation.html , auch peer-reviewed (siehe Beitrag 83 unter http://www.weloennig.de/literatur1a.html ), siehe weiter http://www.weloennig.de/VavilovLawofVariation.pdf und/oder viele weitere Publikationend1a). Und gegen dieses Gesetz der rekurrenten Variation polemisieren nun M. N. und A. B. an anderen Stellen, weil diese zu einem Gesetz formulierten tausendfach bestätigten Beobachtungen klar gegen ihre materialistische Zielsetzung zum Ursprung der Lebensformen durch Mutation und Selektion verstoßen. Wer also will bestimmte Phänomene nicht unter Rückgriff auf Gesetzesaussagen etc. erklären?

"The law of recurrent variation is a genuine law of nature, which can be understood and in principle also be tested by any rational mind on earth. Moreover, there is hardly anything more clearly revealing the ideological character of neo-Darwinism (synthetic theory of evolution) than its strong tendency to reject the full meaning of scientific facts and laws as long as it cannot integrate such facts and laws into its prevailing creed (see also: http://www.weloennig.de/mendel02.htm ). The law of recurrent variation may be part of such tendentious rejections. In any other branch of science such clear and so often reproduced findings would have long been accorded the status of a general and genuine law of nature and thus science.” – Vgl. http://www.weloennig.de/literatur1a.html . Manche Kritiker haben nicht verstanden, dass es sich um ein Phänotypengesetz handelt, dass an Eukaryonten erarbeitet wurde. Auf Bakterien mit stärkerem horizontalem Gentransfer trifft es nur bedingt zu, dennoch ist auch bei Prokaryonten eine klare Regelhaftigkeit zu beobachten. Junker und Scherer veranschaulichen diesen Punkt wie folgt (2006, p. 146):

"Die Arbeitsgruppe um R. E. LENSKI hat aus diesen Gründen ein umfangreiches Evolutionsexperiment mit Bakterien durchgeführt. Seit 1988 werden 12 Evolutionslinien von Escherichia coli im Labor gezüchtet. LENSKI hat abgeschätzt, dass in dieser Zeit etwa l Milliarde (!) Mutationen in jeder (!) der 12 Evolutionslinien aufgetreten sind. Das Genom von E. coli hat etwa 5 Millionen Basenpaare, damit ist jede mögliche Mutation mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mehrmals aufgetreten und konnte auf ihren Nutzen bezüglich der besonderen Umweltbedingungen im Experiment getestet werden. In der Tat fanden die Forscher eine deutliche Zunahme der Zellgröße und der Fitness während des Experimentes (Abb. 9.16), welche jedoch begrenzt zu sein scheint. Das ist ein schönes Beispiel für W. E. LÖNNIGS Regel der rekurrenten Variation (vgl. III.5.2.4); das Optimierungspotential von E. coli unter diesen Bedingungen war offenbar nahezu ausgeschöpft worden. Andererseits zeigte sich, dass sehr viele Fähigkeiten, die unter diesen besonderen Bedingungen nicht gebraucht wurden, bei den Mutanten verloren gingen (Abb. 9.16, blaue Linie). Mit der Fitnesssteigerung für eine bestimmte Umwelt ging also ein Fitnessverlust für andere Umwelten einher."

Nun kann man (wenn man will) endlos über die Begriffe "Regel" oder "Gesetz" streiten. Wer keine Schwierigkeit hat, von den "Mendelschen Gesetzen" oder dem "Gesetz der Parallelvariation" (Vavilov) zu sprechen, sollte auch keine Schwierigkeit mit dem im Prinzip jeder Zeit nachprüfbaren "Gesetz der rekurrenten Variation" haben – ganz im Gegensatz zu Haeckels "Biogenetischem Grundgesetz", welches selbst nach Auffassung führender Phylogenetiker schon im Ansatz verfehlt war (es werden keine Erwachsenenstadien wiederholt) und der geringe vielleicht noch phylogenetisch deutbare Rest von weniger als 1 Prozent kann Haeckels Ansatz weder als Gesetz noch als Regel retten. Umgekehrt liegt die Situation beim Gesetz der rekurrenten Variation. Hier bestätigen mehr als 99,99% aller Ergebnisse der letzten 100 Jahre (einschließlich meiner eigenen aus mehr als 30 Jahren mutationsgenetischer Forschung und Erfahrung) sowie jeder neue Mutationsversuch das Gesetz, an dem auch die nach neodarwinistischen Prämissen fest erwartete Revolution in der Pflanzenzüchtung weltweit gescheitert ist. Die Variation in der "Unendlichkeit im Kleinen" ist mit der Formulierung "the corresponding saturation curve is asymptotically approaching its limit for the micro-quantitative part of variation" voll abgedeckt. Dagegen sind induzierte oder spontane schöpferische Mutationen, die die postulierte Makroevolution bestätigen könnten, etwa für die Bildung neuer Genwirkketten und entsprechend synorganisierten Strukturen auf biochemischer und anatomischer Ebene etc. nie festgestellt worden – schon gar nicht bei Variation in der "Unendlichkeit im Kleinen" (zu den Details vgl. wieder die oben aufgeführten Links). Wenn jedoch – statt der im phänotypischen Bereich bekannten mehr als 99,99 % neutralen bzw. Strukturabbau-Mutationen – regelmäßig makroevolutionär relevante Mutationen zu neuen synorganisierten Strukturen und entsprechend neuen Formen im systematischen Range etwa von Gattungen, Familien und Ordnungen führen würden, dann wäre das Gesetz der rekurrenten Variation selbstverständlich widerlegt. – Wie diskursfähig ist jedoch jemand, der beim gegenwärtigen Stand des Wissens die "Biogenetische Grundregel" verteidigt und das Gesetz der rekurrenten Variation mit Verbalkeulen angreift?

Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (23).

(23) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L.): Naturwissenschaft bedeutet eben, Phänomene – soweit sinnvoller Weise möglich und realistisch – unter Rückgriff auf Gesetzesaussagen (deren Herkunft wiederum deutlich auf Design und nicht auf den Zufall hinweist) und prüfbare, empirisch wohlbegründete Mechanismen zu beschreiben und zu erklären, nicht aber die Methode zu verabsolutieren bzw. "keine erkenntnisoffene Deutung mehr zuzulassen" unabhängig davon wie das Tatsachenmaterial aussieht, so dass entsprechend die Fakten "gebogen", "gestreckt" und "gestaucht" werden müssen, um zu einer dogmatisch-materialistischen Zielvorgabe zu passen.

Weiter im Originaltext von M. N. und A. B.:

(24) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U. K., Buchversion hrsg. von Kutschera):...anstatt sie auf einen nicht näher spezifizierbaren Designer zurückzuführen.

W.-E. L.: Am 7. Januar 2009 habe ich eine Serie weiterer Spaltungen zu einer (männlich sterilen über heterozygote Pflanzen vermehrten) deficiens-Mutante von Misopates orontium ausgewertet (449 Pflanzen, Wildtyp 341 : 108 Mutanten, = 3, 157 : 1, und von den 26 Familien – den Nachkommenschaften der einzeln geernteten (Wildtyp-) Geschwisterpflanzen der Mutante – spalteten 17 die Mutante (17 : 9 = 1, 89 : 1, erwartet war 2 : 1 (also besser geht es im letzteren Falle nicht); vgl. zu dieser und der folgenden Mutante weiter http://www.weloennig.de/Dollo-1a.pdf ). Ungewöhnlich war jedoch die Spaltung in der M2-Familie, in der die Mutante aufgetreten war: 26 : 1 (starke Abweichungen von der 3 : 1 Spaltung in der M2 kommen realtiv häufig vor und können ganz unterschiedliche Gründe haben, u. a. Selektion gegen die oft langsamer keimende und wachsende Mutante beim Pikieren; Grund im vorliegenden Falle jedoch unbekannt). Die rund ein Jahr zuvor im Rahmen eines Praktikums ausgewertete völlig sterile plena-Mutante – siehe dazu die Doppelmutante deficiens/plena p. 45) – spaltete Wildtyp 196 : 66 plena (= 2, 960 : 1). Führen nun Design-Genetiker allgemein die 3 : 1 Spaltungen etc. nach den Mendelschen Gesetzen auf die direkten Eingriffe eines "nicht näher spezifizierbaren Designers" zurück? In einer Diskussion vom 27. 10. 2008 mit einem Autor auf dem Gebiet der Geschichte der Naturwissenschaften habe ich folgende Differenzierung vorgeschlagen:

F. G. (Initialen verändert): ....Die Natur macht sehr wohl "Sprünge". Das wussten schon die antiken "Atomisten", und das wussten - gegen Leibniz! - auch die Naturphilosophen des 16. und 17. Jahrhunderts (Galilei, Newton). Die Letzteren wussten auch, dass solche empirisch feststellbaren "Sprünge" (oder Mutationen) immer erzeugende Ursachen haben - und zwar nicht materielle, sondern geistige Ursachen (Newtons schöpferisch-aktive "Kräfte der Natur"; in der Quantenmechanik ist es die so genannte "Energie").

W.-E. L.: Hier fehlt nach meinem bisherigen Verständnis eine ganz entscheidende Differenzierung: Wir würden doch unterscheiden [wenn wir die Wahrheit der Bibel akzeptieren] - sowohl im täglichen Leben als auch in den Wissenschaften - zwischen dem "normalen Lauf der Dinge", die nach den uns bekannten konstanten und oft auch berechenbaren Naturgesetzen funktionieren (ohne "Wunder") und - auf der anderen Seite - den "Wundern" als gezielt-intelligenten (oft) machtvollen Eingriffen in den "normalen Lauf der Welt", die über das Geschehen, das durch die uns bekannten regulären Naturgesetze erklärt wird, überraschend und deutlich hinausgehen.

Dazu ein Beispiel: Der aussätzige Syrer Naaman badete auf Geheiß des Propheten Elisa siebenmal im Jordan und wurde geheilt. Der Bericht lautet (2. Könige 5: 10-14):

"El?sa sandte jedoch einen Boten zu ihm und ließ sagen: "Geh hin, du sollst siebenmal im Jordan baden, damit dein Fleisch dir zurückkehrt; und sei rein 11 Darauf wurde Naaman zornig und schickte sich an wegzugehen und sprach: "Siehe, ich habe [mir] gesagt: ‚Den ganzen Weg zu mir heraus wird er kommen und wird bestimmt dastehen und den Namen Jehovas, seines Gottes, anrufen und seine Hand über der Stelle hin und her bewegen und den Aussätzigen tatsächlich wiederherstellen.' 12 Sind nicht der Ab?na und der P?rpar, die Ströme von Dam?skus, besser als alle Gewässer Israels? Kann ich mich nicht darin baden und bestimmt rein werden?" Damit wandte er sich und ging im Grimm hinweg.

13 Seine Diener näherten sich nun und redeten zu ihm und sprachen: "Mein Vater, würdest du, wäre es eine große Sache gewesen, die der Prophet selbst zu dir geredet hätte, sie nicht tun? Wieviel mehr also, da er zu dir gesagt hat: ‚Bade dich, und sei rein.‘? 14 "Darauf ging er hinab und tauchte dann in den Jordan, siebenmal, nach dem Wort des Mannes des [wahren] Gottes, wonach sein Fleisch zurückkehrte, dem Fleisch eines kleinen Knaben gleich, und er wurde rein."

Dieser damals von allen Augenzeugen festgestellte "Sprung" vom Aussatz zur Heilung ist nun grundsätzlich nicht naturgesetzlich (im Rahmen der bekannten naturgesetzlichen Abläufe) erklärbar.

Genau deswegen haben meines Wissens auch alle Materialisten diesen und viele weitere Bibelberichte, in denen von Ereignissen die Rede ist, die nach aller Erfahrung naturgesetzlich nicht fassbar sind, meist mit viel Hohn und Spott ins Reich der Märchenerzählungen verwiesen (man frage dazu nur einmal einen Dawkins, Hitchens und Harris, ob sie den Naaman-Bericht und ähnliche Aussagen - etwa die zahlreichen Wundertaten Jesu (Jesus: "Geht hin, berichtet Joh?nnes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde erhalten das Augenlicht, Lahme gehen umher, Aussätzige werden gereinigt, und Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird die gute Botschaft erzählt.") - als historisch wahr akzeptieren, oder "moderne" Theologen wie einen Bultmann und/oder all die anderen "aufgeklärten" katholischen und evangelischen Theologen unserer Zeit). Diejenigen jedoch, die diese Berichte als wahr akzeptieren, werden - wenn's gut geht - nur mitleidig als naturwissenschaftlich völlig ungebildet und überhaupt erstaunlich rückständig belächelt.

Es waren weder "Newtons schöpferisch-aktive "Kräfte der Natur" noch die "in der Quantenmechanik ... so genannte "Energie"", sondern ein über diese Kräfte und Naturgesetze deutlich hinausgehender gezielter qualitativ völlig neuer Eingriff in den normalen Ablauf der Dinge, hier konkret in Leib und Leben dieses Heerführers der Syrer, Naaman. Noch so viel Waschen und Baden im Jordan oder anderswo hätte ihm ohne diesen Eingriff, ohne dieses "Wunder" nichts genützt (und genau das hatte er erkannt und deshalb wollte er ja auch erst gar nicht den Versuch machen, im Jordan zu baden, und daher auch nach der Heilung seine Reaktion (Vers 15): "Siehe doch, ich weiß gewiß, daß es keinen Gott irgendwo auf der Erde gibt außer in Israel.").

Hier liegen also zwei qualitativ deutlich voneinander zu unterscheidende Ebenen vor. Auf der einen Seite der "normale" Gang der naturgesetzlichen Dinge - womit die Darwinisten den Ursprung aller Lebensformen erklären wollen - und auf der anderen die qualitativ völlig neue Ebene des intelligent-gezielten (oft machtvollen) Eingriffs in diesen Lauf der Dinge ("intelligent design" im weiteren Sinne).

Auch wenn wir als Christen etwa mit Paulus und Newton sagen, dass Gott durch Jesus alle Dinge aufrecht erhält (Paulus, Hebr. 1:1-3): "Gott, der vor langem bei vielen Gelegenheiten und auf vielerlei Weise durch die Propheten zu unseren Vorvätern geredet hat, 2 hat am Ende dieser Tage durch einen Sohn zu uns geredet, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt und durch den er die Systeme der Dinge gemacht hat. 3 Er ist der Widerschein [seiner] Herrlichkeit und der genaue Abdruck seines Wesens selbst, und er erhält alle Dinge durch das Wort seiner Macht aufrecht;..."), So besteht nach meinem bisherigen Verständnis zwischen dem Aufrechterhalten der Naturgesetze und ganz neuen gezielten Eingriffen mit völlig unerwarteten Effekten ("Wundern") doch ein kategorialer Unterschied, den wir nicht verwischen dürfen, wenn wir den Dingen wirklich auf den Grund gehen möchten.

Zur Veranschaulichung ein Beispiel aus der Geschichte der bildenden Kunst. Soweit ich mich erinnere, stelltenviele der großen Meister ihre Farben selbst her ("...die Ölfarben sind im Anfang des XV. Jahrhunderts von van Eyk erfunden" worden [wird von anderen Autoren in Frage gestellt] oder "Die Technik der Ölmalerei wurde von dem großen flämischen Meister Jan van Eyck (1395-1491) zur Vollkommenheit gebracht. Van Eyck trug die Farbe infeinen Pinselstrichen auf und erreichte eine sehr hohe Detailtreue. Große Ölmaler der Folgezeit waren Leonardo da Vinci (1452-1519), Tizian (1485-1576), Peter Paul Rubens (1577-1640) und Rembrandt (1606-1669).")

Die Herstellung und "Aufrechterhaltung" der Farben war die eine Seite der Dinge, die andere, die eine völlig neue Qualität beinhaltete, war die Aufgabe, große Kunstwerke daraus zu schaffen: Zwei qualitativ deutlich voneinander zu unterscheidende Ebenen (auch wenn die "Kunst", gute Farben herzustellen damit keineswegs unterschätzt werden soll, zumal Farben für ein Kunstwerk in bestimmter Weise geeignet und "prädestiniert" sein müssen). Oder heutzutage: Man kaufe die besten Farben der Welt und gebe sie einem wenig kunstbegabten Menschen - ein Werk von der Qualität der Schöpfungen Rembrandts wird daraus niemals entstehen.

Die Herstellung der Farben soll hier die "Herstellung"/Schöpfung des materiellen Universums veranschaulichen und auf dieser Grundlage aufbauend folgt die qualitativ völlig neue Schöpfung der Lebensformen - also der Kunstwerke des Lebens des großen Meisters/Schöpfers.

Die nicht materiellen, geistigen Ursachen für die Entstehung der Lebensformen liegen auf einer qualitativ anderen, neuen Ebene als der "normale Ablauf der Dinge" durch die bekannten Naturgesetzlichkeiten. Daher mein Satz (siehe unten) in Bezug auf die Entstehung der Lebensformen: "Evidently, there was (and is) much more elegant simplicity, unity and order in complexity as well as an unfathomable abundance of thoughts in the ingenious and prolific mind of the Designer than humans have imagined or can ever envisage (Psalm 139: 17-18)."

Ich denke, dass ich damit prinzipiell (auch) mit Newton übereinstimme ("Wie wurden die Körper der Tiere so kunstvoll ersonnen und zu welchem Zwecke dienen ihre einzelnen Teile? Wurde das Auge hergestellt ohne Fertigkeit in der Optik und das Ohr ohne die Wissenschaft vom Schall?" - Newton, siehe oben). Die Erschaffung des Universums war ein gewaltiger Schritt und die Erschaffung des Lebens in all seiner Vielfalt ein weiterer qualitativ völlig neuer gewaltiger Schritt, der den Einsatz genialer neuer Ideen notwendig machte - über die geistigen und materiellen Grundlagen des nicht lebenden Universums hinaus, wenn auch natürlich auf der Basis der (und mit den) zuerst erschaffenen "Ölfarben" in unserer Veranschaulichung.

Und aus der Fortsetzung der Diskussion vom 30. 10. 2008:

F. G.: - Oder ein anderes Beispiel: Ihr rechter Arm ruhe auf der Armlehne eines Sessels. Nun beschließen Sie, ihn zu heben. Was geschieht? Die Lage Ihres Armes wird verändert. Aber: Hebt Ihr Arm "sich", wie man vielleicht sagt, d.h. hebt er "sich selbst" - sozusagen aus seinem eigenen Entschluss? Oder heben S i e ihn - aber wodurch? Was ist die erzeugende Ursache Ihrer Armbewegung? Gewiss, da sind bei diesem Vorgang Sehnen und Muskeln in Bewegung, auf eine Weise, die man "naturgesetzlich" beschreiben kann. Aber die Frage bleibt: Was ist die bewegungerzeugende Ursache? Ist es womöglich Ihr "Wille"? Und was überhaupt i s t dieser "Wille"? Ist er, ebenso wie die Ursache der Fallbewegung des Apfels, eine bewegungerzeugende "Kraft"? Aber was i s t eine "Kraft"?

W.-E. L.: Hier gibt es einen bedeutenden Unterschied: Ein Apfel fällt weder durch einen individuellen "eigenen Entschluss" zu Boden (der Apfel sagt sich ja nicht: Ich bin jetzt reif, ich falle zu Boden und tut es dann), noch greift Gott jedesmal unmittelbar, gezielt und direkt ein, um den Apfel von oben nach unten zu bewegen.

F. G.: Nehmen wir wieder das Beispiel des fallenden Apfels. Seine Fallbewegung vollzieht sich bekanntlich gesetzmäßig, d.h. in immer derselben mathematisch beschreibbaren Weise: Die Fall-Geschwindigkeit wächst genau proportional zur Fallzeit (in vacuo), und die Bewegungsrichtung zielt immer auf den Erdmittelpunkt. Diese Charakteristika sehe ich als vernünftige oder rationale Charakteristika der erzeugenden Ursache an, die man also insoweit eine "intelligente" Ursache nennen kann. Das Fallgesetz, als "Gesetz", das es ist, beschreibt also das rationale Wirken einer intelligenten schöpferischen Ursache namens "Kraft".

W.-E. L.: Es wird langsam Winter und die meisten Heizungen verfügen über einen Thermostaten, der "sehr vernünftig" reagiert: Sinkt die Temperatur unter den eingestellten Sollwert, geht die Heizung an. Wird es zu warm, wird die Wärmeerzeugung oder -Zufuhr reduziert (genaueres z. B. unter http://de.wikipedia.org/wiki/Temperaturregler ). So gezielt ("teleologisch") der Thermostat auch arbeitet -er selbst ist weder "rational", noch "intelligent", noch "schöpferisch". 'Die Ursache' - der menschliche Erbauer - sollte hingegen diese Prädikate "rational", "intelligent", "schöpferisch" verdienen. Sein Werk spiegelt seine Eigenschaften wieder, besitzt sie selbst aber nicht als bewusste Fähigkeiten. Man könnte dafür auch viele Beispiele aus der Computertechnik zitieren.

F. G.: Ich halte es für einen elementaren philosophischen Fehler zu glauben, die uns bekannten "Naturgesetze" hätten gar nichts mit "Teleologie" zu tun. Die Kraft, die einen Körper fallen macht, hat immer den Erdmittelpunkt als Ziel (telos)!

W.-E. L.: So wie der Thermostat immer ein Temperaturziel hat.

F. G.: Es gilt also meines Erachtens: J e d e "naturgesetzliche" Veränderung von einem Status A hin zu einem Status B ist i m m e r auch ein gezielt-intelligenter Eingriff in den Status quo der Welt, eben weil es ein gesetzmäßiger = rationaler = vernünftiger = mathematisch beschreibbarer Eingriff ist.

W.-E. L.: Auf den Thermostaten übertragen hieße das: J e d e Veränderung von einem Status A hin zu einem Status B wäre i mm e r auch ein gezielt-intelligenter Eingriff in den Status quo der Wohnung, eben weil es ein gesetzmäßiger = rationaler = vernünftiger = mathematisch beschreibbarer Eingriff ist. In übertragenem Sinne vielleicht ja, aber bekanntlich keinesfalls in dem Sinne, dass nun ein Ingenieur oder Wohnungsinhaber für jede einzelne kleine oder größere Veränderung direkt und unmittelbar gezielt-intelligent eingreifen müsste. Zu den Mutationen siehe wieder den Schlusssatz dieser Mail.

F. G.: Was sagt nun Newtons authentische Bewegungslehre über das quantitative Verhältnis von bewegungsursächlicher "Kraft" und "erzeugter Bewegung"? Sie sagt, dass die ursächliche "Kraft" der erzeugten Wirkung proportional ist (Newton, Principia 1687, 2. Gesetz der Bewegung). Das heißt: Die Ursache "Kraft" und die von ihr erzeugte Wirkung stehen immer in einem festen Verhältnis zueinander: Eine "kleine" Kraft wird eine "kleine" Wirkung haben, eine "große" Kraft eine große Wirkung. Damit zeigt sich nun aber, dass eine "außerordentliche Kraft" auch eine "außerordentliche Wirkung" haben muss; anders gesagt: Die unendliche Kraft Gottes wird ganz selbstverständlich unendliche Wirkungen hervorbringen können - ganz ohne jede "Verletzung" irgendeines "Naturgesetzes"!

W.-E. L.: Hier sind wir uns völlig einig. Seit Jahrzehnten betone ich, dass Schöpfung und "Wunder" keine Verletzung von Naturgesetzen sind.

F. G..: Diese Gesetze s i n d e b e n der Ausdruck "seiner" - nicht, wie die Materialisten meinen, unserer - Vernunft, nach der Er die Welt geordnet hat, so dass sie kein Chaos ist.

W.-E. L.: Völlig richtig: "Ausdruck" seiner Vernunft, aber nicht selbst (bewusste) Vernunft (so wenig oder so viel wie Thermostaten bewusst vernünftig sind).

F. G.: "God is the God of Order, not of confusion" (Isaac Newton).

W.-E. L.: Hier zitiert Newton den Apostel Paulus aus 1. Korinther 14:33 ("Denn Gott ist nicht [ein Gott] der Unordnung, sondern des Friedens").

F. G.: Das vorgetragene Argument gilt natürlich "analog" auch für Ihr - sehr schönes - Beispiel vom schöpferischen Künstler. Dessen "Schöpferkraft" bringt entsprechende Schöpfungen hervor, ob es nun die Herstellung der Farben ist, oder ob es die Herstellung des Gemäldes ist. Ihre Behauptung, es handle sich hier um "zwei qualitativ deutlich voneinander zu unterscheidende Ebenen", halte ich für unbegründet.

W.-E. L.: Dann darf ich Ihnen einmal eine Palette Ölfarben schicken (oder eine Anleitung, wie man diese selbst herstellt und die notwendigen Utensilien und Werkstoffe - ich vermute, das könnte man noch recht gut hinbekommen) und dann bitte ich Sie, damit ein Bild in der Qualität eines Jan van Eyck (1395-1491), Leonardo da Vinci (1452-1519), Tizian (1485-1576), Peter Paul Rubens (1577-1640) oder Rembrandt (1606-1669) zu malen.

Wären Sie nicht auch der Auffassung, dass ich mit der zweiten Bitte etwas zu viel von Ihnen verlangen würde?

Message: Aus den Farben geht das Bild, das Kunstwerk, nicht von selbst hervor. Die Farben sind notwendige, aber nicht hinreichende Bedingungen für das Kunstwerk (sie sind selbstverständlich auch nicht "intelligent", "schöpferisch" oder gar "vernünftig"). Oder - um auf die vorige Veranschaulichung zurückzukommen: Die Materialien, aus denen der Thermostat besteht, sind notwendige, aber nicht hinreichende Bedingungen für seine Konstruktion und Herstellung. Auch hier ist die Grundlage nicht selbst "intelligent", "schöpferisch" oder "vernünftig". Es handelt sich bei den 'Materialien' und dem, was man daraus macht - durch einen großen Erfahrungsschatz wohl begründet - in aller Regel um zwei qualitativ deutlich voneinander zu unterscheidende Ebenen (womit die wichtige und gediegene Materialherstellung keineswegs abgewertet werden soll).

F.G.: Es geht in beiden Fällen um die schöpferische Herstellung "des Neuen", nicht vorher Dagewesenen.

W.-E. L.: Hier stimme ich Ihnen wieder völlig zu, wie ich das ja auch im Schlusssatz meiner ersten Mail zum Ausdruck gebracht habe:

Die Erschaffung des Universums war ein (qualitativ und quantitativ) gewaltiger Schritt und die Erschaffung des Lebens in all seiner Vielfalt ein weiterer qualitativ völlig neuer gewaltiger Schritt, der den Einsatz genialer neuer Ideen notwendig machte - über die geistigen und materiellen Grundlagen des nicht lebenden Universums hinaus,wenn auch natürlich auf der Basis der (und mit den) zuerst erschaffenen "Ölfarben" in unserer Veranschaulichung.

Hinzuzufügen ist, dass aus "dem ersten Fall" der schöpferischen Herstellung des Neuen nicht "von selbst" ("Selbstorganisation") "der zweite Fall" hervorgeht. Für die Ebene des Lebens bedarf es weiterer genialer neuer Ideen und deren Verwirklichung.

F. G.: Und da jeder Mensch eine schöpferische Kraft hat, die man den "Willen" nennt, so ist, wie Joseph Beuys gesagt haben soll, "jeder Mensch ein Künstler".

W.-E. L.: Doch nicht jeder ist ein Jan van Eyck, Leonardo da Vinci, Tizian, Peter Paul Rubens oder Rembrandt - beim Menschen gibt es starke Unterschiede in der "schöpferischen Kraft".

F. G.: Auf der hier diskutierten Ebene würde ich da aber auch alle anderen Lebewesen einbeziehen, die "schöpferisch tätig sind", ob es nun die Spinne ist, die ein Netz webt, oder der Vogel, der ein Nest baut.

W.-E. L.: Auch hier könnten wir noch differenzieren - Thema "Instinkte der Tiere" und "bewusstes Handeln und Geist des Menschen". Aber was hat das jetzt mit der Evolutionsfrage zu tun? - Antwort: Die Materie samt ihren Gesetzlichkeiten ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Entstehung des Lebens.

Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann wollen Sie mit Ihren Kommentaren darauf hinaus, dass Sie "die erzeugenden Ursachen der "mutativen Veränderungen"" (siehe oben) für "intelligent", "schöpferisch" und/oder "vernünftig" halten. Wer schon einmal ein Mutantensortiment von Pflanzen oder Tieren gesehen hat oder nehmen wir die chromosomalen Aberrationen beim Menschen (zum großen Teil der blanke Horror - Sie müssen sich nur einmal die Bilder von solchen armen Menschen ansehen), der weiß, dass die uns bekannten richtungslosen Mutationen (die "Abschreibfehler") in aller Regel (99,999% der nicht neutralen Mutationen) weder "intelligent", noch "schöpferisch" noch "vernünftig" sind. Und sie sind mit Sicherheit keine direkten und unmittelbaren und gezielten Eingriffe Gottes. (In Bezug etwa auf das menschliche Elend möchte ich an Jakobus 1: 13 erinnern: "Denn Gott kann nicht von üblen Dingen versucht werden, noch versucht er selbst irgend jemand.")

Kommen wir an dieser Stelle zu den oben erwähnten Spaltungen der deficiens-Mutante von Misopates orontium zurück. Wir möchten feststellen, dass wir für die 26 : 1 Spaltung bisher zwar keine ganz überzeugende Erklärung haben, aber dass (1) die wissenschaftlichen Design-Kriterien, siehe Punkt (30) unten, nicht anwendbar sind und (2) mehrere erprobte "natürliche" Erklärungen zur Debatte stehen. Betrachten wir weiter einen Ausschnitt aus der Sequenz des mutierten Gens im Vergleich zur Wildtyp-Sequenz sowie einer deficiens-Mutante von Antirrhinum majus (A.m.: Antirrhinum majus; M.o.: Misopates orontium; weitere Details unter http://www.weloennig.de/Dollo-1a.pdf ):

A.m.:
GAG
AAAATGCAAGAGCACTTGAAGAAGCTGAATGAGGT
C
AACAGGAAT

A.m. def 101:
GAG
AAAATGCAAGAGCACTTGAAG - - - CTGAATGAGGT
C
AACAGGAAT

M.o. wt:
GAG
AAAATGCAAGAGCACTTGAAGAAGCTGAATGAGGT
C
AACAGGAAC
M.o. def (ts.):
GAG - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - AAGCTGAATGAGGT
C
AACAGGAAC

Wir finden also bei Misopates eine Deletion von 21 Basenpaaren und (entsprechend 7 Aminosäuren im DEF-Protein), die auf der Phänotypebene zu einer homöotischen Verlustmutante ("Monstermutante") führt. Sie bildet anstelle der normalen Kronblätter kelchblattähnliche Strukturen und anstelle der Stamina ("Staubblätter") weitere Karpelle ("Fruchtbätter"). – Auf der DNA-Ebene werden Deletionen in Mutationsexperimenten regelmäßig festgestellt und nach den unten aufgeführten Design-Kriterien zur Unterscheidung von naturgesetzlichen Abläufen und ID spielt sich das Geschehen im Rahmen der uns bekannten Naturgesetzlichkeiten ab.

Links die hier diskutierte deficiens-Mutante von Misopates orontium, in der Mitte der Wildtyp und rechts die Doppelmutante deficiens/plena, die – ganz wie erwartet – nur noch mehr oder weniger kelchblattähnliche Strukturen ausbildet (plena-Mutanten gehören zu den häufigsten Erscheinungen in der Zierpflanzenzüchtung und haben meist gefüllte Blüten, aber keine Staubblätter und Fruchtblätter mehr oder nur noch Rudimente davon). Die hier mit deficiens rekombinierte plena-Mutante geht ebenfalls auf eine Deletion zurück. Solche Mutationserscheinungen werden vom Gesetz der rekurrenten Variation voll umfasst und sind schon zigtausend Mal unabhängig voneinander aufgetreten. (Fotos: links, Peter Huijser und rechts, Maret Kalda, beide MPIZ. Größenverhältnisse und weitere Daten siehe wieder http://www.weloennig.de/Dollo-1a.pdf )

Wann aber käme die Design-Hypothese ins Spiel? Sie käme auf der wissenschaftlichen Ebene ins Spiel, wenn zum Beispiel in dem Mutationsexperiment statt der üblichen (neutralen oder) Verlustmutationen eine oder mehrere vollständig neue ausreichend lange funktionale DNA-Sequenz(en) entstanden wäre(n), die sich – zu einem neuen systematisch relevanten Phänotyp beitragend – in die übrigen Funktionen der Organbildung (Blüten- oder anderer Organe) harmonisch einfügen würden. Aber auch dann wäre noch zu

untersuchen, in welchem Ausmaß die Design-Kriterien von Punkt (30) erfüllt wären, um auf der naturwissenschaftlichen Ebene das Resultat Design zu publizieren. Das schließt die Design-Frage auf der persönlichen Ebene nicht aus, aber die Trennlinie zur wissenschaftlichen Ebene liegt in der Anwendung der logisch-wissenschaftlichen Testkriterien für Design, auf die wir unten zurückkommen werden.

Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (24).

(24) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L.): Denn auch der Design-Theoretiker arbeitet mit den (zwar ebenfalls deutlich auf Design zurückzuführenden) Naturgesetzen, aber selbstverständlich ohne zu erwarten, dass Gott jedes Mal direkt, gezielt und unmittelbar eingreift, um etwa nach dem Fallgesetz jeden einzelnen Apfel

oder jeden einzelnen der Millionen und Milliarden Regentropfen oder Schneeflocken (oder von tausend anderen Dingen) Richtung Erdmittelpunkt fallen zu lassen. Und das Prinzip trifft auf praktisch alle weiteren Naturgesetzlichkeiten genauso zu. Auf Design, d. h. auf den direkten Eingriff eines Designers, wird nur dann geschlossen, wenn ganz bestimmte Kriterien erfüllt sind (siehe die Details unten).

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© 2011 by Wolf-Ekkehard Lönnig
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