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(Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Dr. W-E Lönnig)

Wolf-Ekkehard Lönnig:

Last Update 5. August 2010: neu ist der Teil 2 ab p. 113 (frühere Updates zum ersten Teil siehe p. 112).
Einige zumeist kleinere orthographische Korrekturen am 13. 12. 2011.

"Die Affäre Max Planck", die es nie gegeben hat

Diffamierungspolitik, weltanschauliche Motivation und (Berufsverbots-)Ziel der AG Evolutionsbiologie

Teil 1 (pp. 1-112): unverändert, Teil 2 mit Daten zur neuen Situation der AG Evolutionsbiologie


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Teil 3g ab Seite 65
zum Teil 4

3. Exemplarische Detailanalyse der Rechtfertigungsversuche zur Sperrung der MPIZ-Internetseite (zu pp. 232-235 und mit dem unten wiedergegebenen Beitrag von Markus Rammerstorfer zum PDF- und HTML-Dokument insgesamt etwa 50 Punkte)


Im nächsten Satz ihres Textes versuchen nun M. N. und A. B. den Intelligent-Design-Ansatz mit folgender Veranschaulichung zu entstellen:

(28) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U. K., Buchversion hrsg. von Kutschera): Jeder sieht ein, wie absurd es wäre, einem Kernphysiker, der ja zur Beschreibung nuklearer Prozesse nur natürliche Faktoren gelten lässt, den Wunsch nach Durchsetzung und Alleinherrschaft eines totalitär-materialistischen Weltbildes zu unterstellen.

W.-E. L.: Dieser Vergleich ist in jeder Hinsicht völlig verfehlt.

Zum Begriff "natürliche Faktoren" gehört – von Isaac Newton bis Hans Peter Dürr – something "which is not material" (Newton), denn ein bewusster intelligenter "Geist ist der Urgrund aller Materie" (Planck), die kleinsten Einheiten der Materie sind "im Sinne Platons, Ideen" (Heisenberg), "The universe is immaterial" (R. C. Henry), "teleology is alive in physics" (Tipler), "material reality … is based on an immaterial and irreducible connectedness", "on fundamental immaterial relations", "immaterial haps" (Dürr), "non-materialist causation needs to be understood as part of reality" (Schwartz), dazu gehört "the non-material mind" (Stapp), und "novel information… results from the action of a programmer" (Dembski und Marks).

"Die herrschende materialistische Ideologie der Naturwissenschaft verwendet das scheinbar harmlose Wort "natürlich" gern, um das verdächtige Wort "materiell" bzw. "materialistisch" zu kaschieren" – schrieb mir zu dem oben wiedergegebenen Satz von M. N. und A. B. ein Kommentator, der nicht genannt werden möchte. Und u. a. weiter:

""Jeder sieht ein, dass...". Jeder!! Sagen wir besser: "Jeder Laie, dem der synonyme Gebrauch von "[natürlich]" und "materialistisch" nicht geläufig ist, gibt zu, dass ....". Die Wahl des Worts … "natürlich" zieht ja sogleich nach sich, als Alternative das "Übernatürliche" zu sehen; und dieses Wort ist wiederum so sehr befrachtet, dass jedermann abwehrend die Hände hebt und als selbstverständlich einräumt, dass "Übernatürliches" in der Wissenschaft nichts zu suchen hat. So haben die Ideologen des Materialismus es insgesamt verstanden, alle immateriellen Entitäten (Geist, Seeled2), freier Wille, und natürlich Gott) als "übernatürliche" Gegenstände zu diskriminieren, die in der sauberen Wissenschaft nichts zu suchen haben…"

Wir kommen jetzt auf die oben durchgeführte "ganz entscheidende Differenzierung" zurück, zur Erinnerung:

Wir unterscheiden [wenn wir die Wahrheit der Bibel akzeptieren] - sowohl im täglichen Leben als auch in den Wissenschaften - zwischen dem "normalen Lauf der Dinge", die nach den uns bekannten konstanten und oft auch berechenbaren Naturgesetzen funktionieren (ohne "Wunder") und - auf der anderen Seite -den "Wundern" als gezielt-intelligenten (oft) machtvollen Eingriffen in den "normalen Lauf der Welt", die über das Geschehen, das durch die uns bekannten regulären Naturgesetze erklärt wird, überraschend und deutlich hinausgehen. (Siehe die ausführliche Diskussion oben.)

Ein Kernphysiker aus der Schule Heisenbergs und Dürrs könnte also bei den "natürlichen Faktoren" oder der "material reality" davon ausgehen, diese gründe sich auf 'Ideen im Sinne Platons' (Heisenberg), auf ein "immaterial and irreducible connectedness", "on fundamental immaterial relations", "immaterial haps" (Dürr) etc. und dabei – ohne mit "Wundern" im oben genannten Sinne zu rechnen – weiter davon ausgehen, dass diese "natürlichen" (aber keineswegs materialistisch interpretierten) Faktoren bei seiner Arbeit mit den kleinsten Einheiten der Materie nach den uns bekannten konstanten und oft auch berechenbaren Naturgesetzen zur Beschreibung nuklearer Prozesse im makroskopischen Bereich auch sicher funktionieren.

Sollte ein Kernphysiker bei seiner Arbeit überdies auf weitere bisher noch unbekannte immaterielle Faktoren stoßen, so wird er diese nicht leugnen, sondern sie in seine Beschreibung nuklearer Prozesse mit einbeziehen. Da er mit Planck letztlich davon ausgeht, dass "der Geist der Urgrund aller Materie" ist und die folgenden Aussagen und Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung voll akzeptiert hat: "Non-materialist causation needs to be understood as part of reality" (Schwartz) sowie "novel information… results from the action of a programmer" (Dembski und Marks und viele andere Wissenschaftler), wird er – wenn er sich der Biologie zuwendet – beim Auftreten neuer Information bei der Entstehung des Lebens und der Arten keine Schwierigkeiten haben, auch die Frage nach Design und dem Programmierer und Urheber zu stellen (so wie er das ja auch schon für den Ursprung des Universums, für die Entstehung der Naturgesetzlichkeiten samt physikalischen Konstanten getan hat – anthropisches Prinzip).

Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (28).

(28/1) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E.L.): Jeder sieht ein, wie absurd es wäre, einem Kernphysiker, der ja zur Beschreibung nuklearer Prozesse natürliche Faktoren im immateriellen Sinne (oder zumindest mit immateriellen Komponenten) von Newton bis Dürr gelten lässt, den Wunsch nach Durchsetzung und Alleinherrschaft eines totalitär-materialistischen Weltbildes zu unterstellen. Mit derart fragwürdigen Beispielen setzen wir darauf, weitere Ressentiments gegen Lönnig zu erzeugen.

Oder auf die Genetik übertragen: ‚Jeder sieht ein, wie absurd es wäre, einem Mutationsgenetiker, der zur Beschreibung mutationsgenetischer Prozesse nur mit "natürlichen Faktoren" (im Sinne von Newton über Heisenberg bis Dürr) rechnet und ein entsprechendes Gesetz formuliert, den Wunsch nach Durchsetzung und Alleinherrschaft eines totalitär-materialistischen Weltbilds zu unterstellen.' Richtig! Aber wo bliebe der Sinn eines solchen Satzes? Und dieser Ansatz ließe sich zum Beispiel auch auf Mendel und die nach ihm benannten grundlegenden genetischen Gesetze anwenden.

Oder ein weiterer Korrekturvorschlag zu Punkt (28) mit umgekehrtem Vorzeichen:

(28/2) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L.): Oder mit umgekehrtem Vorzeichen könnten wir auch sagen: Jeder sieht ein, wie naheliegend es wäre, bei einem Kernphysiker, der für sich und alle anderen Forscher wider besseres Wissen (bzw. unter vorsätzlichem Ignorieren aller gegenteiligen Befunde der Quantenphysik) zur Beschreibung nuklearer Prozesse nur "natürliche Faktoren" im Sinne der materialistischen Philosophie gelten lässt und Mobbing gegen anders denkende Kollegen betreibt (und auf deren Entlassung hinarbeitet), möglicherweise auf Wunsch nach Durchsetzung und Alleinherrschaft eines totalitärmaterialistischen Weltbildes zu schließen.

Und als dritten und letzten Korrekturvorschlag insbesondere zu den Kernpunkten, um die es M. N. und A. B. letztendlich geht:

(28/3) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L.): Um aber die Hauptpunkte anzusprechen, um die es uns letztendlich geht, könnten wir auch sagen: Um Design (und damit die Schlussfolgerung auf den Designer) zur Entstehung des Universums und des Lebens aus der rationalwissenschaftlichen Diskussion völlig auszuschließen und Kutscheras Attacken gegen Lönnig mit dem impliziten Ziel des Berufsverbots für alle Design-Wissenschaftler zu rechtfertigen sowie möglichst starke Ressentiments gegen diese zu erzeugen, bemühen wir absurderweise das Beispiel eines dogmatischen Kernphysikers, der mit den regulären Naturgesetzlichkeiten arbeitend, zur Beschreibung nuklearer Prozesse nur "natürliche Faktoren" im Sinne der materialistischen Ideologie gelten lässt, und der auch bei gegenteiligen Befunden niemals umdenken würde. Natürlich wissen wir, dass auch Design-Forscher deutlich unterscheiden zwischen dem naturgesetzlichen "normalen Lauf der Dinge" und intelligentem Design als gezielt-genialen qualitativen Neuschöpfungen.

Ich kenne übrigens persönlich Physiker, die zur "Beschreibung nuklearer [und anderer physikalischer] Prozesse" in aller Regel nur mit "natürlichen Faktoren" rechnen und dabei sehr wohl bzw. gerade deswegen vom intelligenten Ursprung des Universums und des Lebens völlig überzeugt sind. Kernfragen: Woher kommen die "natürlichen Faktoren" mit ihren immateriellen, teleologischen Komponenten? Wie ist das Leben entstanden? Woher kommt die Information? Warum gibt es überhaupt etwas statt nichts?

Anstatt endlich auf meine naturwissenschaftlich-biologischen Argumente einzugehen, wollen M. N. und A. B. den intelligenten Ursprung der Arten hier also durch Substitution und Kaschierung des Adjektivs "materialistisch" durch den unverdächtigen Begriff "natürlich" und mit einem weiteren verfehlten Vergleich abwerten ("Strohmann"). Dazu darf man in Anlehnung an die Terminologie der Abwertungsversuche von M. N. und A. B. vielleicht weiter (bzw. wieder) fragen, wer hier wem etwas "unterstellt" und wer "systematisch hinters Licht" führt etc.

Und überhaupt: Wie steht es mit der Frage der Diskursfähigkeit von Kutschera, M. N. und A. B. angesichts der bisherigen Analyse? (Siehe Frage und Behauptung des Themas ihres Unterkapitels: Der "Verbotsversuch" als Ausdruck der Diskursunfähigkeit? Worum es wirklich geht.)

Was die wiederholt als "polemisch" beanstandete Formulierung "totalitär-materialistisch" anlangt, darf ich darauf hinweisen, dass bis heute die Werke Haeckels auf dem Institutsserver des MPIZ stehen. Dort wird zum Beispiel ultimativ der Rassismus vertreten samt Euthanasie, und zwar meist mit einer Polemik, die meine gelegentlichen deutlichen Worte an Härte um ein Vielfaches übertrifft. Wieso haben Kutschera, M. N. und A. B. eigentlich nichts dagegen einzuwenden, dass solche "Theorien" auf einem offiziellen Institutsserver stehen? (Meine Meinung habe ich übrigens dazu unter Punkt (3) der ZEIT-Analyse ( http://www.weloennig.de/DieZEITanalyse.html ) genauer formuliert.

Kutschera rechtfertigte seine Kampagne gegen meine Institutsseite in seinem Chrismon-Interview (2006, p. 28) nach der Behauptung, dass er "ziemlich sauer" reagiere, wenn jemand "die Wissenschaft so durch den Dreck zieht" – was er mir ungerechter Weise unterstellt – wie folgt: "Ich habe Angst, dass sachunkundige Laien so einen Schwachsinn Ernst nehmen." Ich wiederhole meinen Einwand: Wenn man die Ausführungen von Haeckel zum Thema Rassismus und Euthanasie auf dem Institutsserver liest, dann kann man tatsächlich nach wie vor beeindruckt sein von der Eigendynamik und Wortgewalt der Texte, die explizit Thesen vertreten, die im Dritten Reich zu grauenhaften Konsequenzen geführt haben.

Ein paar Beispiele aus Haeckels Werken, die auf dem Institutsserver stehen: Da finden wir in den Lebenswundern (1905, p. 128-130) eine Rechtfertigung für den Selbstmord p. 134 http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/lebenswunder2/high/IMG_7758.html und in der selben Ausgabe (p. 136 sowie 1923, p. 100) folgenden Euthanasievorschlag im Namen der "reinen Vernunft" http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/lebenswunder/index.html ):

"Spartanische Selektion. Die alten Spartaner verdankten einen Großteil ihrer hervorragenden Tüchtigkeit, sowohl körperlicher Kraft und Schönheit, als geistiger Energie und Leistungsfähigkeit, der alten Sitte, neugeborene Kinder, die schwächlich oder krüppelhaft waren, zu töten. Dieselbe Gewohnheit findet sich heute noch bei manchen Naturvölkern und Barbaren. Als ich 1868 auf die Vorzüge dieser spartanischen Selektion und ihren Nutzen für die Verbesserung der Rasse hingewiesen hatte, erhob sich in frommen Blättern ein gewaltiger Sturm der Entrüstung, wie jedesmal, wenn die "reine Vernunft" es wagt, den herrschenden Vorurteilen und traditionellen Glaubenssätzen der öffentlichen Meinung entgegenzutreten. Ich frage dagegen: Welchen Nutzen hat die Menschheit davon, daß die Tausende von Krüppeln, die alljährlich geboren werden, Taubstumme, Kretinen, mit unheilbaren erblichen Übeln Belastete usw. künstlich am Leben erhalten und groß gezogen werden? Und welchen Nutzen haben diese Geschöpfe selbst von ihrem Leben? Ist es nicht viel vernünftiger und besser, dem unvermeidlichen Elend, das ihr armseliges Leben für sie selbst und ihre Familie mit sich bringen muss, gleich von Anfang an den Weg abzuschneiden?"

In der Ausgabe von 1904 der "Lebenswunder" (nicht auf dem Institutsserver, wenn auch etwas abgeschwächt im Prinzip aber in den späteren Ausgaben von 1905 und 1923 noch enthalten) lesen wir, was Haeckel mit den obigen Worten meinte (zitiert nach http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Haeckel#Eugenik_und_Sozialdarwinismus ):

"Es kann daher auch die Tötung von neugeborenen verkrüppelten Kindern (.....) vernünftigerweise nicht unter den Begriff des Mordes fallen, wie es noch in unseren modernen Gesetzbüchern geschieht. Vielmehr müssen wir dieselbe als eine zweckmäßige, sowohl für die Beteiligten, wie für die Gesellschaft nützliche Maßregel billigen."

Oder:

"Hunderttausende von unheilbar Kranken, namentlich Geisteskranke, Aussätzige, Krebskranke usw. werden in unseren modernen Culturstaaten künstlich am Leben erhalten, ohne irgend einen Nutzen für sie Selbst oder für die Gesamtheit."

Der Politologe P. G. Winfried Hochrebe kommentiert dazu in seinem Buch (2004, p. 90) Legalisierung der aktiven Sterbehilfe in der Bundesrepublik Deutschland?

"Etwa ein Jahrzehnt nach Jost veröffentlichte Ernst Haeckel 1904 sein viel gelesenes Werk die Lebenswunder. In dieser Schrift gab er im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen gegenüber der Kindereuthanasie jegliche Zurückhaltung auf. Die Kindereuthanasie wollte Haeckel aus dem juristischen Bereich der Tötungsdelikte entfernen. Das Gehirn Neugeborener – so Haeckel – sei so unterentwickelt, dass man nicht von einem menschlichen Geiste sprechen könne. Die Tötung von "neugeborenen verkrüppelten Kindern müssen wir als eine zweckmäßige, sowohl für die Beteiligten wie für die Gesellschaft nützliche Maßregel billigen". Er plädierte für die Tötung unheilbar Kranker ohne Einwilligung, wie den Geisteskranken, die in den modernen Kulturstaaten künstlich am Leben erhalten würden, ohne irgendeinen Nutzen für sie selbst oder für die Gesamtheit zu erbringen. Haeckel wurde zum Propagandisten "der Freigabe der Kindereuthanasie, der Tötung auf Verlangen und der Vernichtung lebensunwerten Lebens" (vgl. Benzenhöfer 1999:96ff)." Verlag Books on Demand GmbH.

Gertrude Himmelfarb berichtet über den oft bedauerlichen Gesundheitszustand der Darwin-Familie nach einem Kommentar von Erasmus zur Entscheidung von Darwins Sohn Frank, das Medizinstudium aufzugeben und seines Vaters Assistent zu werden (Zitat: "After all he is a Darwin, and the chances are against any of our unfortunate family being fit for continuous work") (1959, p. 137):

"The dread of hereditary ill health was not entirely illusory...of his ten children one girl died shortly after birth, another, the much beloved Anni, died in childhood, his youngest son Charles was a mental defective who lived only two years, Henrietta had a serious and prolonged breakdown at fifteen, and three sons suffered such frequent illness that Darwin regarded them as semi- invalids." (vgl. http://www.weloennig.de/mendel11.htm )

Was also hätte Darwin gemäß Haeckels Überlegungen mit mehreren seiner zehn Kinder tun sollen? "Viele erfahrene Ärzte … tragen kein Bedenken, die schweren Leiden von hoffnungslosen Kranken auf deren Wunsch durch eine Gabe Morphium und Cyankalium abzukürzen" (Haeckels favorisierte Lösung 1905, p. 132, siehe http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/lebenswunder/high/SEITE132.html ).

Und wo wären heute Wissenschaftler wie Stephen W. Hawking? (Siehe zum Beispiel sein Buch A Brief History of Time.) – Gemäß der "reinen Vernunft" Haeckels wäre er vielleicht am besten im Alter von 17 Jahren mit seiner Einwilligung ebenfalls "durch eine Gabe Morphium oder Cyankalium" getötet worden (siehe dagegen Hawkings Internetseite zu seiner Krankheit http://www.hawking.org.uk/index.php?option=com_content&view=article&id=51&Itemid=55 ). Vgl. weiter ein Interview mit

Prof. Beleites im Deutschen Ärzteblatt vom 7. Juli 2000 zum Thema Kindereuthanasie und der Fall Jussuf Ibrahim: http://aerzteblatt.lnsdata.de/pdf/97/27/a1864.pdf

Werfen wir noch einen Blick auf Haeckels Rassismus aus seinem vielgelesenen Buch Die Welträtsel 1899 (ebenso in den folgenden Auflagen, 11. Auflage 1919):
http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/weltraethsel/weltraethsel.html

"Das Bewußtsein der höchstentwickelten Affen, Hunde, Elephanten u. s. w. ist von demjenigen des Menschen nur dem Grade, nicht der Art nach verschieden, und die graduellen Unterschiede im Bewußtsein dieser "vernünftigsten" Zottenthiere und der niedersten Menschen-Rassen (Weddas, Australneger u. s. w.) sind geringer als die entsprechenden Unterschiede zwischen letzteren und den höchst entwickelten Vernunft-Menschen (Spinoza, Goethe, Lamark, Darwin u. s. w.)."

Und hier wiederum nur angedeutet Haeckels Rassismus aus der "Natürlichen Schöpfungsgeschichte 1868, seinerzeit von ihm noch sehr vorsichtig als nur hypothetisch deklariert ( http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/natuerliche/kapitel_19.html ):

"Bei der außerordentlichen Aehnlichkeit, welche sich zwischen den niedersten wollhaarigen Menschen und den höchsten Menschenaffen selbst jetzt noch erhalten hat, bedarf es nur geringer Einbildungskraft, um sich zwischen Beiden eine vermittelnde Zwischenform und in dieser ein ungefähres Bild von dem muthmaßlichen Urmenschen oder Affenmenschen vorzustellen …. Alle heute noch lebenden wollhaarigen Völker (Ulotriches) [dazu gehört auch der "echte Neger oder Afroneger"] sind auf einer viel tieferen Stufe der Ausbildung stehen geblieben, als die meisten schlichthaarigen [Barak Obama könnte sich demnach absurderweise als "missing link" ("a mat like me") bei Haeckel bedanken]. … Als zehnte und letzte Menschenart steht an der Spitze der Schlichthaarigen der weiße, kaukasische oder iranische Mensch (Homo caucasicus oder iranus)….

Durch die unaufhörlichen und riesigen Fortschritte, welche die Kultur bei dieser der kaukasischen Menschenart weit mehr als bei allen übrigen machte, hat dieselbe die übrigen Menschenarten jetzt dergestalt überflügelt, daß sie die meisten anderen Species im Kampfe um das Dasein früher oder später besiegen und verdrängen wird."

1898 und 1905 unterscheidet er mit großem Nachdruck schon 12 Menschenarten, man vgl. dazu die folgende Geschichte:

Haeckel: Ueber unsere gegenwärtige Kenntniss vom
Ursprung des Menschen (1905)

(
Zum Studium am besten den Link anklicken http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/haeckel/ursprung/high/IMG_6399.html )

Warum in aller Welt hat Kutschera beim Rassismus und der Euthanasie Haeckels keine Angst, dass "sachunkundige Laien so einen Schwachsinn Ernst nehmen"? Aber Ernst Haeckel ist natürlich ein verdienter Gesinnungsfreund des Darwinismus und Atheismus. Und man wird sich kaum damit herausreden

können, dass es sich hier nur um "Historie" handelt, denn die wortgewaltigen Abhandlungen Haeckels haben nach meinen Beobachtungen bis auf den heutigen Tag eine beeinflussende Wirkung zumindest auf Personen, die sich in der Biologie nicht genau auskennen und sie werden heute beim Thema der "aktiven Sterbehilfe" von einigen Befürwortern wieder ernsthaft zitiert und diskutiert (vgl. auch Punkt (3) unter http://www.weloennig.de/DieZEITanalyse.html .

Um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden: Ich plädiere damit nicht für die Schließung der Haeckelschen Beiträge auf dem Institutsserver, sondern möchte hier auf die Inkonsequenz der Aktionen Kutscheras aufmerksam machen.

Kommen wir auf den Hauptpunkt zurück: Wenn Kutschera und seine AG Evolutionsbiologie vor der Sperrung der Internetseite solche "wissenschaftlichen Einwände" wie die bisherigen erhoben und zur Diskussion gestellt hätten, wäre es ein Leichtes für mich gewesen, diese Punkte zu widerlegen. Das haben sie wohlweislich vermieden.

(29) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U. K., Buchversion hrsg. von Kutschera): Dies gilt selbst dann, wenn er (wovon auszugehen ist) alle von außen angetragenen Versuche, den Eingriff eines Designers in seine "Entstehungstheorie" der chemischen Elemente einzubauen, ebenso vehement abwehren würde, wie wir dies in der AG Evolutionsbiologie tun.

W.-E. L.: 1) Ich verweise zunächst auf meinen Kommentar zum Punkt (28): Design-Wissenschaftler unterscheiden deutlich zwischen dem naturgesetzlichen "normalen Lauf der Dinge" und intelligentem Design als gezielt-genialen qualitativen Neuschöpfungen. Die Nukleosynthese ( http://de.wikipedia.org/wiki/Nukleosynthese ) verläuft nach meinem bisherigen Verständnis rein naturgesetzlich, so dass ein direkter "neuer" Eingriff eines Designers auch für den ID-Theoretiker derzeit nicht notwendig zu sein scheint. Ich möchte jedoch daran erinnern, was zum Begriff "natürliche Faktoren" nach Auffassung hoch qualifizierter Wissenschaftler gehört und wiederhole diese Punkte hier, weil deren Bedeutung gar nicht überschätzt werden kann:

Zum Begriff der "natürlichen Faktoren" gehört – von Isaac Newton bis Hans Peter Dürr – something "which is not material" (Newton), denn ein bewusster intelligenter "Geist ist der Urgrund aller Materie" (Planck), die kleinsten Einheiten der Materie sind "im Sinne Platons, Ideen" (Heisenberg), "The universe is immaterial" (R. C. Henry), "teleology is alive in physics" (Tipler), "material reality … is based on an immaterial and irreducible connectedness", "on fundamental immaterial relations", "immaterial haps" (Dürr), "non-materialist causation needs to be understood as part of reality" (Schwartz), dazu gehört "the non-material mind" (Stapp), und "novel information… results from the action of a programmer" (Dembski und Marks). Und im Sinne von Tipler und vielen anderen Forschern könnte man feststellen, dass die Teleologie in den nuklearen Prozessen selbst liegt.

Und auch hier gilt das oben Gesagte: Sollte ein Kernphysiker oder Astrophysiker bei seiner weiteren Arbeit auf (weitere) bisher noch unbekannte immaterielle Faktoren stoßen, so wird er diese nicht leugnen, sondern sie in sein Verständnis nuklearer Prozesse mit einbeziehen. Sollten überdies an einem bestimmten Punkt der Forschung "all the data" für einen intelligenten Designer sprechen, dann wird der unvoreingenommene und unbefangene Wissenschaftler nicht im Sinne des Materialismus dogmatisch werden, um von vornherein diese 'Hypothese' auszuschließen ("because it is not naturalistic"). Er wird also im Extremfall nicht etwa die Tatsachen leugnen, sondern die neu entdeckten Realitäten bei seinen wissenschaftlichen Überlegungen und Theorien berücksichtigen. Denn: "What if there is evidence of design but scientists are not allowed to consider it? If a definition of science conflicts with the scientific evidence, should we go with the definition or the evidence? … [Phillip Johnson und viele andere haben diese Frage schon gestellt.] To ask the question is to answer it. Scientia means knowledge. Natural science should be the search for knowledge of the natural world. If we are properly scientific, then, we will seek to be open to the natural world, not decide beforehand what it's allowed to reveal.” (Jay Richards 2008, siehe http://www.opposingviews.com/arguments/is-intelligent-design-science ). Siehe zum Thema Astrophysik und Design das empfehlenswerte Buch von Guillermo Gonzalez und Jay Richards (2004): The Privileged Planet: How Our Place in the Cosmos is Designed for Discovery. 464 pp. Regnery Publishing, Inc., sowie die entsprechende DVD dazu (2008): Der Privilegierte Planet, Illustra Media (englisch) und Drei Linden Filmproduction, Fritz Poppenberg http://www.dreilindenfilm.de/index2.html?filme/planet.htm.

Was aber nun die Nukleosysnthese unter der Voraussetzung des "normalen Laufs der Dinge” anlangt, so darf ich zur Frage nach dem Ursprung der physikalischen Gesetze, die die Entstehung der Elemente ermöglichen, wieder auf den Beitrag http://www.weloennig.de/Nobelpreistraeger.pdf verweisen, wie z. B. auf Christian B. Anfinsen (Nobelpreis für Chemie 1972 "for his work on ribonuclease, especially concerning the connection between the amino acid sequence and the biologically active conformation"): "We must admit that there exists an incomprehensible power or force with limitless foresight and knowledge that started the whole universe going in the first place." Oder auf Arno Penzias (Nobelpreis für Physik 1978 zusammen mit R. W. Wilson "for their discovery of cosmic microwave background radiation"): "Astronomy leads us to unique event, a universe which was created out of nothing, one with the very delicate balance needed to provide exactly the conditions required to permit life, and one which has an underlying (one might say "supernatural") plan. Thus, the observations of modern science seem to lead to the same conclusions as centuries-old intuition" (vgl. auch das vorliegende Dokument p. 54.) .

2) Zum Punkt "alle von außen angetragenen Versuche": Wie aber würde er reagieren, wenn die Versuche "von innen" also von Physikern selbst kämen und präzis begründet wären? Wenn sich darunter Max-Planck-Direktoren und Physik-Nobelpreisträger befänden? Würde er darauf mit Mobbing-und Berufsverbotsversuchen antworten?

3) Zur Formulierung von M. N. und A. B. "vehement abwehren": Die Autoren könnten doch ganz cool bleiben, wenn sie ihrer Sache so sicher wären wie sie behaupten. Sie bräuchten sich dann überhaupt nicht aufzuregen und entsprechend irgend etwas "vehement abwehren".

Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (29):

(29) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L.): Im Anschluss an Punkt (28/3) stellen wir jedoch fest, dass unsere Veranschaulichung doppelt fragwürdig wird, wenn ein nicht-dogmatischer Kernphysiker (wovon auszugehen ist), der – mit den regulären Gesetzlichkeiten der Natur arbeitend – ganz wider Erwarten an einem bestimmten Punkt seiner Arbeit feststellen sollte, dass Daten der Nukleosynthese, oder vielleicht der räumlichen Anordnung von Sonnen und Planeten sowie der Galaxien, auf den Eingriff oder die Steuerung eines Designers hinweisen würden. Und wenn darüber hinaus noch von innen, d. h. von hochkarätigen Physikern und Astrophysikern selbst, angetragene Befunde zur Bestätigung solcher Eingriffe vorlägen, dann würde er selbstverständlich dieses Faktum in seine "Entstehungstheorie" der chemischen Elemente einbauen.

Weiter im Originaltext von M. N. und A. B.:

(30) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U.

K., Buchversion hrsg. von Kutschera): Denn es ist eine Tatsache, dass sich für das Wirken eines Designers, für dessen Untersuchung und Beschreibung keine methodologische Handhabe existiert, keine objektive Grenze angeben lässt, so dass wir ihn zur Erklärung von allem und jedem heranziehen könnten (Mahner 1989, Kutschera 2004, Neukamm 2005).

W.-E. L.: Mahner, Kutschera sowie M. N. und A. B. und weitere Mitglieder der AG Evolutionsbiologie kennen die ID-Theorie nicht. Wenn man jedoch eine Theorie überzeugend widerlegen möchte, dann bleibt einem gar nichts weiter übrig, als sich gründlich mit ihren Hauptargumenten zu beschäftigen und diese zu analysieren. Ich zitiere im Folgenden einige der Hauptpunkte, auf die die Autoren zu sprechen kommen müssten, wenn sie mehr bieten wollten als nur inhaltsarme, aber dafür umso stärkere Polemik http://www.weloennig.de/RSGID1.html .

"Der Schlüssel liegt also in der Frage nach den "good positive reasons for thinking biological systems are in fact designed", die wir für einen konkret zu untersuchenden Fall mit Dembski 2004 beantworten möchten. Ein Kandidat für ID sollte möglichst viele der folgenden neun Eigenschaften aufweisen (die Frage nach ID für den Ursprung eines biologischen Systems wird also wissenschaftlich und intersubjektiv nachvollziehbar nach bestimmten Kriterien untersucht). Zusammenfassung gemäß Lönnig 2004: 45

    ''
  1. High probabilistic complexity (e. g., a combination lock with ten billion possible combinations has less probability to be opened by just a few chance trials than one with only 64,000).
  2. Conditionally independent patterns (e. g. in coin tossing all the billions of the possible sequences of a series of say flipping a fair coin 100 times are equally unlikely (about 1 in 1030). However, if a certain series is specified before (or independently of) the event and the event is found to be identical with the series, the inference to ID is already practiced in everyday life).
  3. The probabilistic resources have to be low compared to the probabilistic complexity (refers to the number of opportunities for an event to occur, e. g. with ten billion possibilities one will open a combination lock with 64,000 possible combinations about 156,250 times; vice versa, however, with 64,000 accidental combinations, the probability to open the combination lock with 10 billion possible combinations is only 1 in 156,250 serial trials).
  4. Low specificational complexity (not to be confused with specified complexity): although pure chaos has a high probabilistic complexity, it displays no meaningful patterns and thus is uninteresting. ‘Rather, it's at the edge of chaos, neatly ensconced between order and chaos, that interesting things happen. That's where specified complexity sits.'
  5. Universal probability bound of 1 in 10150 – the most conservative of several others (Borel: 1 in 1050, National Research Councel: 1 in 1094, Loyd: 1 in 10120 .

‘For something to exhibit specified complexity therefore means that it matches a conditionally independent pattern (i. e., specification) of low specificational complexity, but where the event corresponding to that pattern has a probability less than the universal probability bound and therefore high probabilistic complexity.' For instance, regarding the origin of the bacterial flagellum, Dembski calculated a probability of 10-234."

Dazu gehören weiter die Fragen nach (6.) "irreducible complexity" (Behe 1996, 2006) und last not least dieÄhnlichkeiten bzw. Identitäten auf (7.) bionischer, (8.) kybernetischer und (9.) informationstheoretischer Ebene. Zur Frage nach den wissenschaftlichen Details und den damit verbundenen Aufgabenstellungen zu diesen neun Punkten vgl. man bitte die Beiträge von Behe 46 , Berlinski 47 , Dembski 48 , Lönnig 49 , Meis 50 , Meyer 51 , Rammerstorfer 52 , Wells 53 , Wittlich 54 und zahlreichen weiteren Autoren, die zumeist in dieser Literatur genannt werden. Zur Problemstellung gehört u. a. die Frage: Wie weit reichen Mutation und Selektion zur Erklärung des Ursprungs neuer biologischer Arten und Formen? Wo liegen die Grenzen, an denen ein gezielter Aufbau genetischer Information durch intelligente Programmierung notwendig wird, weil die definitionsgemäß richtungslosen Mutationen (‚Zufallsmutationen‘) keinen Erklärungswert mehr haben?"

Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (30):

(30) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L.): Denn es ist eine Tatsache, dass für das Wirken eines Designers eine klare methodologische Handhabe existiert, so dass sich zur Untersuchung und Beschreibung von intelligentem Design in Abgrenzung zum Zufall und zur naturgesetzlichen Notwendigkeit objektive Kriterien angeben lassen (Behe 1996, 2007, Dembski 2001, 2004, Lönnig 2004). Nur jemand, der sich mit der ID-Theorie nicht gründlich beschäftigt und/oder sie nicht verstanden hat, könnte Design zur Erklärung "von allem und jedem" heranziehen.

Weiter im Originaltext von M. N. und A. B.:

(31) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U.

K., Buchversion hrsg. von Kutschera): Würde die MPG dulden, dass man den Naturalismus der Wissenschaft unter ihrem Dach als "Hypothese der materialistischen Straßensperre der 'Metaphysik'" desavouiert (um eine weitere – originär von A. Wilder-Smith stammende – Polemik aus dem reichhaltigen Arsenal unseres Kritikers zu gebrauchen), würde sie sich international lächerlich machen. Diese Einschätzung hatte Prof. P. Schulze-Lefert, geschäftsführender Direktor des MPIZ, ganz klar mit diesen Worten bestätigt.

W.-E. L.: Ich habe diese völlige Verdrehung des Streitpunkts und Entstellung meiner Auffassung oben schon ausführlich klargestellt. Es geht ausschließlich um die Verabsolutierung der Methode, die auch dann noch gelten soll, wenn alle Daten für eine teleologische Erklärung sprechen. Wenn überhaupt, dann würde sich die MPG mit dieser Verabsolutierung "international lächerlich" machen. Das 'reichhaltige Arsenal der Polemik' ist konstruiert (vgl. dazu die Ausführungen zu Punkt (10)) und die "Hypothese der materialistischen Straßensperre der 'Metaphysik'" wurde falsch zitiert und in ihr Gegenteil verkehrt. Das Originalzitat lautet (vgl. http://www.weloennig.de/AuIn.html ):

Nach Ausführung, dass Information, auch bei der Bildung der DNA, nur durch "Intelligenz" entsteht, schreibt Wilder-Smith:

"In der Tat kommt eine solche Hypothese [Information nur durch Intelligenz und keineswegs der Naturalismus!] der materialistischen Straßensperre der "Metaphysik" gleich und muß deshalb ignoriert oder verächtlich belächelt werden. Nichtsdestoweniger muß sich der Materialist heute die Tatsache vor Augen halten, daß weder Verachtung noch Abneigung adäquate oder objektive Gründe darstellen, um die offenkundige Tatsache zu leugnen, daß Informationen – ob nun exogen in einer Kamera oder endogen in einem Gen – nicht spontan wie das Kaninchen aus dem Hut des Zauberers entspringen können. Es bleibt die unumstößliche Tatsache, daß jedes "programmieren" seinen Ursprung irgendwo in Intelligenz haben muß."

Mit ihrer Anwendung auf den Naturalismus liefern M. N. und A. B. ein weiteres Beispiel für ein aus dem Zusammenhang gerissenes und inhaltlich umgedeutetes Zitat. Wie beurteilen Sie es, lieber Leser, dass diese Autoren mir und anderen "irreführende Zitierpraxis" vorwerfen?

Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (31):

(31) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L.): Würde die MPG hingegen dulden (wie wir das im Sinn haben), dass man unter ihrem Dach die materialistische Interpretation der Wissenschaft verabsolutieren würde, selbst wenn alle Daten für intelligentes Design sprächen, dann würde sie sich tatsächlich international lächerlich machen. Das Zitat von A. E. Wilder-Smith, dass sich ganz klar auf die Tatsache bezieht, dass komplexe Information nur durch Intelligenz entsteht, haben wir fälschlicherweise auf den Naturalismus angewandt in der Absicht, Lönnig beim unbedachten Leser weiter zu diskreditieren. Die Einschätzung von P. Schulze-Lefert, seinerzeit geschäftsführender Direktor des MPIZ, geht bedauerlicherweise an den Realitäten vorbei.

Weiter im Originaltext von M. N. und A. B.

(32) M. N. und A. B. (im Namen des Vorstands der AG Evolutionsbiologie, korrigiert von T. W. und U. K., Buchversion hrsg. von Kutschera): Denn was Lönnig veranstaltet hatte, wäre - um einmal ein Beispiel zu nennen - in etwa so, als würde ein Astrologe auf dem Server des Max-Planck-Instituts für Astrophysik die Grundlagen der Sterndeuterei erklären und die Urknalltheorie als "materialistisch-dogmatische Spekulation" desavouieren.

W.-E. L.: Dieser reichlich abgegriffene Astrologievergleich entbehrt nun wieder jeder sachlichen Grundlage. Zu einem ähnlichen Einwand von Hölldobler habe ich Folgendes geantwortet (vgl. ZEITanalyse, dort zu Punkt (14) unter http://www.weloennig.de/DieZEITanalyse.html ):

"Zunächst möchte ich noch einmal hervorheben, dass ca. 90% meiner Institutsseite aus der wissenschaftlichen Kritik der herrschenden Abstammungslehre unter Einbeziehung bzw. auf der Grundlage meiner experimentellen Arbeiten bestand, biologiehistorische Arbeiten etwa weitere 5% und 5% ID.

Herr Frieder [Karl Friederich] Meis hat die Vergleiche Bert Hölldoblers (Astrologie, Kaffeesatz und Horoskope) folgendermaßen kommentiert:

"B. Hölldobler vergleicht...die Intelligent-Design-Theorie mit "Astrologie" und "Kaffeesatz lesen", sowie "Horoskope schreiben". Je stärker die Polemik eines Satzes, desto geringer ist erfahrungsgemäß seine argumentative Kraft. Keines der genannten Beispiele lässt sich im Experiment als wissenschaftlich fundiert aufrechterhalten. Man kann problemlos Beweise gegen die Richtigkeit der Aussagen von Astrologen und Wahrsagern liefern. Nun frage ich mich, warum besagte Wissenschaftler keine Beweise gegen die von Herrn Lönnig veröffentlichten Kenntnisse liefern."

Zum Thema Urknall und Design vgl. Sie bitte wieder das Dokument zum Thema Nobelpreisträger pro intelligent Design des Universums und des Lebens unter

http://www.weloennig.de/Nobelpreistraeger.pdf .

Mein Korrekturvorschlag zu Punkt (32):

(32) M. N. und A. B. (korrigiert und in den Mund gelegt von W.-E. L.): Denn was Lönnig mit Genehmigung des Direktoriums auf den Institutsserver gestellt hatte, war saubere naturwissenschaftliche und biologiehistorische Argumentation. Um aber gemäß unserem Ziel, jeden Ansatz, der auch nur dazu geeignet sein könnte, unsere weltanschaulich bedingte Verneinung der Aussage, dass der Ursprung des Universums und des Lebens rational erkennbar auf ein "intelligent and powerful being" (Newton) zurückzuführen ist, auf einen "superintellect" (Hoyle), auf "an incomprehensible power or force with limitless foresight and knowledge" (Anfinsen), "an underlying (one might say "supernatural") plan" (Penzias), auf "purpose and design" and "a loving creator” (Eccles), etc. in Frage zu stellen, versuchen wir Lönnig beim Leser weiter zu diskreditieren, indem wir sein Vorgehen unehrlicherweise mit dem eines Astrologen vergleichen, der auf dem Server des Max-Planck-Instituts für Astrophysik die Grundlagen der Sterndeuterei erklären und die Urknalltheorie als "materialistischdogmatische Spekulation" desavouieren wollte, zumal uns bekannt ist, dass gerade der Urknall von führenden Physikern, darunter mehreren Nobelpreisträgern, auf intelligentes Design zurückgeführt wird.

Die nach meinem Empfinden ausufernde und niederträchtige Polemik von M. N. und A. B. geht noch seitenweise weiter. Einen nicht unbekannten Biologen fragte ich einmal zu solcher Polemik: "Ist das noch normal?" Antwort: "Ich finde sowas ist nicht mehr normal."

Ich breche an dieser Stelle die Punkt-für-Punkt-Diskussion ab und komme jetzt auf die oben schon wiederholt gestellte Frage zurück, wo denn nur die naturwissenschaftliche Erklärung (im Sinne des Naturalismus) meiner seinerzeit auf den Institutsserver gestellten biologischen Beispiele und damit die wissenschaftliche Rechtfertigung für Kutscheras jahrelange Aktionen gegen diese Internetseite bleibt. Zur Erinnerung: Es geht (zumeist) ausführlich um folgende Themen:

(1) Utricularia, (2) Coryanthes, (3) Catasetum, (4) Scabiosa, (5) Vogelfeder, (6) Giraffe, (7) Auge, (8) Pipa americana, (9) Homologie-Frage der Blütenorgane, (10) Biston betularia, (11) Probleme der Paläobotanik, (12) Systematische Diskontinuität in der Paläontologie einschließlich Kambrium-Problem, (13) Lebende Fossilien, (14) Entstehung des Lebens, (15) Embryologie (nur kurz angesprochen), (16) molekulare Ähnlichkeiten, (17) Artbegriff, (18) Antibiotika-Resistenzen, (19) Natural Selection, (20) Law of recurrent variation,
(21) Mendel.

Machen wir es kurz: Nicht ein einziges der biologischen Funktionsbeispiele gegen die Synthetische Evolutionstheorie (1) - (8) wird in dem Buchbeitrag von

M. N. und A. B. zur Rechtfertigung der Sperrung naturalistisch erklärt, ja, es wird nicht einmal ein adäquater Versuch dazu unternommen, ebensowenig werden hier die grundlegenden Einwände zu den Themen (9) – (12) angesprochen bzw. widerlegt. Zu (13) kommen einige unzureichende Erklärungen in zwei anderen Kapiteln, zu (14) wieder nichts, ebenso wenig zu den Punkten (17) - (20). Zur Embryologie (15) und den 'Ähnlichkeiten' (16) siehe Rammerstorfer unten. Zum Mendelkapitel (21), speziell der Verzögerung der Akzeptanz der grundlegenden Vererbungsgesetze durch den Darwinismus, kommt in dem Kapitel von M. N. und A. B. u. a. die Beschimpfung "Platitüde", die sich bei genauer Betrachtung (da ohne rationale Argumente) selbst als solche outed.

In der "Affäre" sowie in einem weiteren Beitrag zum selben Buch geht A. B. an allen wesentlichen Einwänden zur verzögerten Akzeptanz der Mendelschen Gesetze vorbei, ja nicht einmal die entscheidenden Beiträge von L. A. Callender (1988) und B. E. Bishop (1996) werden zitiert (Callender: Gregor Mendel: An opponent of descent with modification. History of Science 26: 41-75; Bishop: Mendel's opposition to evolution and to Darwin. The Journal of Heredity 87: 205-213; vgl. http://www.weloennig.de/mendel07.htm .) A. B. repetiert statt dessen ausführlich nur die üblichen, aber wenig originellen und völlig unzureichenden Erklärungen. (Bestätigt wird übrigens meine Auffassung durch die jüngst erschienene Arbeit von J. Howard (2009): Why didn't Darwin discover Mendel's laws? Journal of Biology 8:15 (8 pp.) Just a glimpse (p. 6 of the PDF): "Saddled with his infinitesimal variations, Darwin was driven by pangenesis theory in a direction he never seems to have been totally averse from, namely the inheritance of acquired characters.” Comment in Science Daily: "[Darwin] never freed himself from the incorrect belief that environmentally determined changes could also be inherited, another victim of his focus on quantitative characters, height, weight and so on, which are strongly influenced by environmental effects.” Und das trifft genauso auf die große Mehrheit von Darwins Anhängern zu, weshalb sie die Mendelschen Gesetze nicht akzeptieren konnten (wie Mayr übrigens auch von sich und weiteren Darwinisten des frühen 20. Jahrhunderts eingeräumt hat; vgl. http://www.weloennig.de/mendel08.htm ).

Der Punkt (6) (Giraffe) wurde von Kutschera an anderen Stellen behandelt. Ich habe darauf mit zwei Arbeiten auf 125 Seiten zum Thema Die Evolution der LanghalsgiraffeWas wissen wir tatsächlich? (Teil 1 und Teil 2) geantwortet (vgl. http://www.weloennig.de/Giraffe_Erwiderung.1a.pdf und http://www.weloennig.de/GiraffaZweiterTeil.pdf ).

(Punkt 33) Zu Utricularia kommt überdies das Eingeständnis, dass es zur Zeit keine naturalistische Erklärung im Sinne testbarer Hypothesen gibt (u. a. mit der Begründung "wie bruchstückhaft unser Wissen über die einzelnen Detailschritte noch ist (Kutschera 2004)" – p. 247), – also höchste Zeit einmal, dass ein Biologe angesichts von Behauptungen, dass "die natürliche Auslese jede bekannte Lebensform zu erklären vermochte" (Huxley), dass sich die Abstammungslehre Darwins "restlos als wahr" erwiesen habe (Lorenz) etc. (vgl. http://www.weloennig.de/Utricularia.html ) mit Genehmigung auf einem Institutsserver auf diesen Punkt aufmerksam gemacht hat.

(Punkt 34) Die Gegenfragen zu Utricularia, Coryantes und Catasetum und ID (welcher Designer wann wie vorgegangen ist) sind gegenstandslos, da es der ID-Theorie nicht um die Identifikation des Designers geht und es überhaupt beim Thema Makroevolution nur ganz begrenzt um den detailgenauen historischen Ablauf gehen kann (weil dieser niemandem von uns zur Zeit zugänglich ist), sondern schwerpunktmäßig um das Erklärungsprinzip: Angesichts der auf das Prinzip zielenden scharfsinnigen Fragen von Robert Nachtwey versagt hier (sowie bei tausend anderen Beispielen für Synorganisationen) das Erklärungsprinzip der Synthetischen Evolutionstheorie (S. E.) mit ihren Hauptfaktoren Mutation und Selektion. Denn es wären nach Nachtweys Analyse mehrere Schritte durch jeweils simultane Komplexmutationen notwendig, die für sich allein gesehen kaum oder keine Selektionsvorteile hätten, (etwa für anatomische Strukturen wie die vierarmigen Drüsen mit Dreifachfunktion, die wasserdichte Verschlussklappe, vgl. http://www.weloennig.de/Utricularia_H_von_Guttenberg.pdf , dem "Leerpumpmechanismus" etc.) – Postulate, die die S. E. sowie die weiteren heutigen Evolutionstheorien nichterfüllen können. Ich erinnere an die folgenden Überlegungen von Wegbereitern des Neodarwinismus (=S. E.), wie G. G. Simpson und E. Thenius:

"Simultane Komplexmutationen, die für das plötzliche Auftreten völlig neuer Organisationstypen notwendig wären, konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Da die Gene unabhängig voneinander und richtungslos mutieren, ist die Wahrscheinlichkeit, daß tatsächlich ein lebensfähiger Organismus durch eine derartige simultane Komplexmutation (z. B. 5 Mutationen) entsteht, so gering, daß selbst unter günstigen Voraussetzungen (Population von 100 000 000 Individuen, Generationsdauer 1 Tag und Mutationsrate 0,000 01), nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung für ein einmaliges Auftreten eine Zeitspanne notwendig wäre, die das Alter der Erde um das Hundertfache übertrifft (G. G. Simpson). Das heißt, mit den Ergebnissen der Genetik lassen sich große, sprunghafte Veränderungen, die mit durchgreifenden Umkonstruktionen verbunden sind, nicht in Einklang bringen" (Thenius).

Im Original klingt derselbe Gedanke mit ergänzenden Erläuterungen so:

"Selbst durch die weite Spanne der geologischen Zeit ist die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses so klein, daß sie vernachlässigt werden kann, z. B. würde bei Annahme einer Mutationsrate von 0, 000 01 und bei der Voraussetzung, daß die Entstehung einer jeden Mutation die Aussichten einer anderen Mutation in derselben Zelle verdoppelt – das ist eine größere Abweichung vom Zufallsgeschehen, als vorkommen kann – die Wahrscheinlichkeit, daß fünf gleichzeitige [passende] Mutationen in irgendeinem Individuum entständen, etwa 0, 000 000 000 000 000 000 0001 sein. In einer durchschnittlichen Population von 100 000 000 Individuen mit einer durchschnittlichen Generationsdauer von nur einem Tage kann ein solches Ereignis nur einmal in etwa 274 000 000 000 Jahren erwartet werden, ein Zeitraum, der etwa hundertmal das Alter der Erde übertrifft. Ein solches Vorkommen ist offensichtlich nicht häufig genug gewesen, um als echter Evolutionsfaktor in Betracht zu kommen, insbesondere wenn man daran denkt, daß er einen lebensfähigen harmonischen Organismus erzeugen müßte, der mindestens ebensogut wie eine jede schon vorhandene Form an eine verfügbare Umwelt angepaßt war, und daß die Chancen dafür in Wirklichkeit so klein sind, daß sie vernachlässigt werden können" (Simpson).

Michael J. Behe hat übrigens diese Frage in seinem Buch The Edge of Evolution (2007) auch auf molekularbiologischer Ebene untersucht und das Prinzip der von Simpson und Thenius errechneten Unwahrscheinlichkeit fundiert bestätigt.

Und wenn darüber hinaus selbst noch die Zwischenergebnisse (die notwendigen anatomischen und physiologischen Entwicklungsstufen – siehe oben) solcher unwahrscheinlichen simultanen (5-fach zusammenpassenden) Komplexmutationen in der Regel ohne deutliche Selektionsvorteile sind ("Die Bildung des Wasserschlauchbläschens erfordert also das vollendet harmonische Zusammenspiel vieler verschiedenartiger Gene und Entwicklungsfaktoren. Erst mit dem Endeffekt wird der Nutzen für den Daseinskampf erreicht, nicht aber mit irgendeiner Entwicklungsstufe" (von Nachtwey kursiv)), dann ist sicher, dass die heutigen Evolutionstheorien zumindest zur Zeit keine adäquate Lösung für die Entstehung solcher synorganisierten Strukturen und Organe bieten.

Dagegen liefert das Erklärungsprinzip der ID-Hypothese – gemäß den oben zitierten Testkriterien zur Unterscheidung von Naturgesetzlichkeit, Zufall (vgl. http://www.weloennig.de/AuIWa.html ) und ID – den richtigen Ansatz und hat auch alle Aussicht, durch die Forschung weiter bestätigt zu werden. Zum Anliegen der ID-Theorie und zur Frage nach der Identität des Designers vgl. den Beitrag Synthetische Evolutionstheorie vs. Intelligent Design http://www.weloennig.de/KutscheraWiderlegung1.html .

Ich sollte den Text der Autoren zu Utricularia, in dem wieder eine ganze Serie von Unterstellungen und Fehldeutungen enthalten ist (Fehldeutungen auch bei Kutschera 2004), bei passender Gelegenheit ebenfalls einmal einer Satz-für-Satz-Analyse unterziehen – im Moment fehlt mir die Zeit dazu (siehe unten). Was M. N. in den vorherigen Diskussionen zu Utricularia vulgaris zum Besten gegeben hat (von der Verwechslung von Blättern mit Wurzeln bis zur (von keinem Biologen nachvollziehbaren) Ableitung der Saugfalle von Wurzelknöllchen, dazu vgl. man bitte sehr genau das folgende Dokument http://www.weloennig.de/Wasserschlauch.html (Herr A. ist M. N.).

Eine grundsätzliche Frage zum Evolutionsthema, die auch für die Designforschung von Bedeutung ist, spricht Michael Brestowsky in seinem Beitrag (2009): Evolution – ein Forschungsfeld im Grenzbereich (Naturwissenschaftliche Rundschau Heft 1/2009) an, nämlich ob die Evolutionsforschung zu den historischen Wissenschaften und damit zu den Geisteswissenschaften gehört. Reinhand Junker kommentiert u. a. (2009, vgl. http://evolution-schoepfung.blogspot.com/2009/02/und-naturgeschichte-ist-doch-anders.html )

"Der Autor, Michael Brestowsky, greift darin den Gedanken von Ernst Mayr auf, "dass die Biologie, sobald sie die aktuelle funktionsbiologische Analyse verlässt und sich dem evolutionären Werden zuwendet, eigentlich eine Geschichtswissenschaft ist." Für die Rekonstruktion der Vergangenheit sei der Aktualismus zwar eine notwendige Annahme, enthalte allerdings stets auch ein spekulatives Element. Brestowsky zitiert eingangs aus dem letzten Buch Konzepte der Biologie von Ernst Mayr: "Wenn man sich überlegt, wie viele Ähnlichkeiten es zwischen der Evolutionsbiologie und der Geschichtswissenschaft gibt und wie sehr sie sich in Methodik und Begriffsbildung von der Physik unterscheiden, dann überrascht es nicht, dass es sich als schwierig, wenn nicht unmöglich erweist, eine scharfe Trennlinie zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zu ziehen. Wenn man wollte, könnte man diese Linie beispielsweise zwischen funktioneller und evolutionärer Biologie ziehen und die funktionale Biologie den Naturwissenschaften und die Evolutionsbiologie der Geschichtswissenschaft zuschlagen." Brestowsky kommentiert: "Damit hat Mayr zweifellos Recht: Evolutionsforschung ist, was Gegenstand und Methoden betrifft, eine historische Wissenschaft, gehört also zu den Geisteswissenschaften und, von marginalen Randbereichen abgesehen, nicht zu den Naturwissenschaften." Damit werde sich zweifellos mancher Biologe schwer tun."

Es handelt sich dabei jedoch um eine Geschichtswissenschaft ohne menschliche Beobachter, d. h. ohne Zeugen, die genaue Aussagen und Beschreibungen über die Ursachen und den Ablauf der Geschehnisse liefern könnten oder – anders formuliert – es fehlen die beobachtenden Historiker zu den hypothetischen Ereignissen der postulierten Makroevolution. Übrigens wird auch das Fach Ur-und Frühgeschichte ganz offiziell an den Universitäten zu den Geisteswissenschaften gerechnet.

Und in diesem Zusammenhang möchte ich in Anlehnung an eine Diskussion von 2001 eine Frage wie folgt abwandeln (vgl. http://www.weloennig.de/OffeneFragenEvol.html ): Wenn eine in wesentlichen Punkten nicht verifizierbare, nicht falsifizierbare und nicht quantifizierbare Theorie (wie die Synthetische Evolutionstheorie), in der "der Zufall" (von der Mutation bis zur historischen Kontingenz) einen bedeutenden Platz einnimmt und in der überdies die prinzipielle Nichtreproduzierbarkeit der postulierten Hauptereignisse und -resultate (Makroevolution) sowie die Nichtvorhersehbarkeit der zukünftigen Evolution integrale Bestandteile des Lehrgebäudes sind, innerhalb des Bereichs der Naturwissenschaften liegt (wie das in der Biologie heutzutage der Fall ist), wieso sollte dann der ID-Ansatz mit seinen oben genannten methodischen Testkriterien zur Unterscheidung von Naturgesetzlichkeit, Zufall und ID nicht auch zur Biologie gehören? Als Alternative bietet sich jedoch gemäß den Ausführungen von Mayr und Brestowsky an, beide zu den Geisteswissenschaften zu rechnen.

Zurück zu unserem Ausgangspunkt: Nach der großen Ankündigung von M. N. und A. B. "Der "Verbotsversuch" als Ausdruck der Diskursunfähigkeit? Worum es wirklich ging" zeigt sich hier nun deutlich – abgesehen von der oben ausführlich dokumentierten Tatsache, dass bis zur Sperrung der biologischen Beispiele auf dem Institutsserver keine naturwissenschaftlichen Einwände formuliert worden sind – dass die Autoren (auch nach der Sperrung) nicht in der Lage sind, auch nur ein einziges der seinerzeit auf dem Institutsserver zugänglichen biologischen Funktionsbeispiele [gegen die S. E.] naturalistisch befriedigend zu erklären bzw. etwa die historische Abhandlung zu Mendel adäquat zu kommentieren.

Wir finden jedoch an ganz anderer Stelle einen Kommentar von M. N. zu meinen Ausführungen zu den Antibiotika-Resistenzen – d. h. zu einem ausführlichen Beitrag, der ebenfalls auf dem Institutsserver stand. Wir lesen:

M. N. (wohlgemerkt, nicht in den Mund gelegt, sondern sein Originaltext): "(1) (Änderung 24.08.03):Ungeachtet persönlicher Animositäten muß ich fairerweise einräumen, daß es LÖNNIG gelungen ist, einige in meiner älteren Arbeit über den LEDERBERGschen Stempelversuch erhobenen Behauptungen fachlich fundiert infragezustellen. Nach jahrelanger Beschäftigung mit dem Thema Evolution/ Antievolutionismus bin daher auch ich zu dem Schluß gelangt, daß zahlreiche der dort vertretenen Positionen zu apodiktisch formuliert, teilweise"naiv" und/oder sachlich nicht haltbar sind. Abgesehen von meinen historischen Ungenauigkeiten hat LÖNNIG Recht, wenn er behauptet, daß weder die Resultate des Stempelversuchs oder eines anderen Bakterienexperiments bereits eine "Gesamt-Evolution beweisen", noch daß das alleinige Wirken von Selektion/Milieuselektion bereits Evolution hinreichend erklärt. Ferner haben mir meine wissenschafts-theoretischen Studien vor Augen geführt, daß die "naive Beweisterminologie" sowie die alleinige und vermeintlich theoriefreie Anwendung der induktiven (experimentellen) Methode (beide widerlegten Extrempositionen werden von LÖNNIG und anderen Antievolutionisten noch heute uneingeschränkt vertreten!) [Diese Behauptung ist für einen Design-Biologen nun wieder völlig verfehlt. Anm. W.-E.L.] in der Wissenschaft nicht in konsistenter Form anwendbar bzw. möglich ist (so gilt heute der von POPPER scharf kritisierte Empirismus weitgehend als überwunden – nähere Erläuterungen im Text). Da ich kurzerhand nicht mit fragwürdigen Argumenten überzeugen möchte, folgt an dieser Stelle eine Neubewertung der Diskussion." (Neukamm 2003 http://www.martin-neukamm.de/lederbg.html ).

Der Leser beurteile bitte wieder selbst, ob es in den weiteren Diskussionen mit

M. N. besser bestellt ist, vgl. http://www.weloennig.de/Wasserschlauch.html , http://www.weloennig.de/Vogelfeder.html und p.

36). Sehr "passend" dazu auch der Kommentar eines Biologieprofessors: "Neukamm hat Sie doch widerlegt."

Das war natürlich ein guter Grund für Kutschera und Mitarbeiter, meine Beiträge auf dem Institutsserver sperren zu lassen! Die "ältere Arbeit" war übrigens von 2002, die "persönlichen Animositäten" gehen von M. N. aus, der jeden Denker, der seinen atheistisch-evolutionistischen Glauben mit logischwissenschaftlichen Argumenten in Frage stellt, mit den oben exemplarisch analysierten Ad-hominem-Attacken überschüttet und – in dem Versuch, die Autoren Junker und Scherer gegen mich auszuspielen – im selben oben zitierten Beitrag (gewissermaßen als Kompensation für das obige Eingeständnis) impliziert, ich würde mit "menschenverachtenden, persönlich verletzenden Herabsetzungen und böswilligen Diffamierungskritiken" arbeiten.

Karl Friederich Meis kommentierte 2004 in seiner Vorbemerkung zu einer Diskussion mit M. N. zur Wahrscheinlichkeitsrechnung u. a. (siehe http://www.intelligentdesigner.de/wahrscheinlichkeitA01.html ):

"Vorweg sei darauf hingewiesen, dass Herr Neukamm in seinen Kommentaren völlig grundlos mit verletzender Polemik arbeitet. Er stellt Intelligent-Design-Theoretiker unter dem Sammelbegriff "Kreationisten" oder "Antievolutionisten" in die Ecke der Personen mit 'ideologisch fixierten Vorurteilen' und 'schizophrener Logik', die eine 'dogmatisch begründete Unwilligkeit zum logischen Denken' auszeichnet. Mit einer fairen "Besprechung" hat sein Artikel nichts mehr zu tun. [ M. Neukamm ] Der Leser braucht jedoch nicht zu fürchten, dass der Autor vorliegender Schrift mit ähnlicher Polemik arbeitet. Allein schon die Wahrung der Menschenwürde (sowohl diejenige Andersdenkender als auch meine eigene) verbietet es mir, in ähnlich ausfallender Rhetorik zu arbeiten wie Herr Neukamm." [Er hat sogar schon wiederholt selbst einige seiner Beschimpfungen aus dem Internet genommen und danach – weil die persönlichen Verunglimpfungen offenbar justitiabel waren – nach Anfrage die Aussage verweigert, was er geschrieben hatte.]

Dass jemand, der sich eines solchen Vokabulars im Umgang mit Andersdenkenden bedient, anderen "menschenverachtende, persönlich verletzende Herabsetzungen und böswillige Diffamierungskritiken" unterstellen kann, führt mich noch einmal zu der Frage, ob eine solche Vorgehensweise noch normal ist?

Manchmal frage ich mich überdies, inwieweit ein Autor, der nach eigener Aussage in seiner Jugend von Hoimar von Ditfurth und Konrad Lorenz "geprägt" worden ist, noch die Freiheit hat, bei sachkritischen und zutreffenden Einwänden zum heutigen Paradigma Evolution vernünftig, weise und menschenfreundlich mit anderen umzugehen und zu argumentieren, aber das ist sicher auch eine Charakterfrage.

Es sei hier kurz daran erinnert, dass man in der Zoologie unter Prägung "die irreversible, auf den Artgenossen bezogene Fixierung von Auslösern während einer sensiblen Jugendphase" versteht (Hentschel/Wagner).

""Gerecht" wird definiert als "unparteiisch", "dem . . . Empfinden von Gerechtigkeit, Wertmaßstäben entsprechend". Wer dagegen "ungerecht" ist, verhält sich unfair, ist voreingenommen, böse und schadet dadurch anderen." – Der Leser möchte bitte entscheiden, ob das Verhalten der hier angesprochenen Mitglieder der AG Evolutionsbiologie gerecht ist.

Könnte also meine Überlegung zu den Zielen und der Diskursfähigkeit der Autoren zutreffen, dass M. N. und A. B. versuchen, durch die ungewöhnliche Häufung von Ad-hominem-Attacken und sonstiger Polemik von der tiefen Problematik der Synthetischen Evolutionstheorie und weiterer Evolutionstheorien möglichst erfolgreich abzulenken (und damit diese Schwierigkeiten dem Leser vorzuenthalten) und dass es ihnen vielmehr um die Verteidigung des Naturalismus gegen die "Entwürfe in Gottes Namen", gegen (rational erkennbar) "purpose and design" (Eccles) etc. in der Biologie geht?

(Siehe dazu auch die recht ordentliche Analyse zur Situation in den USA in einem Beitrag von C. Luskin in den U. S. News & World Report vom 12. 2. 2009, Opinion, Darwin Believers Hide Fears of Intelligent Design Behind a Wall of Denial and Ridicule http://www.usnews.com/blogs/room-for-debate/2009/02/12/darwin-believers-hide-fears-of-intelligent-design-behind-a-wall-of-denial-and-ridicule.html.)

Man könnte nun den gesamten Text von M. N. und A. B. im Detail weiter untersuchen. Ich denke aber, ganz Wesentliches ist gesagt und dem Leser ist eine Analysehilfe in die Hand gegeben worden. Und es gibt wahrlich noch Wichtigeres

(z. B. meine Physalis-Publikation über ein Mutationsprogramm mit 240 000 Pflanzen wartet schon seit einiger Zeit auf mich; vgl. http://www.weloennig.de/Physalis1a.pdf 2,74 MB) und hoffentlich Erfreulicheres auf dieser Welt, als die nach meinem Verständnis zahlreichen zeitraubenden ideologisch bedingten Unterstellungen und Verdrehungen des Dokuments von M. N. und A. B. in allen Teilen herauszuarbeiten (mehrere Punkte noch unten von Markus Rammerstorfer und unter "Nachgefragt") – von den meisten anderen Beiträgen in dem von Kutschera herausgegebenen Buch Kreationismus in Deutschland ganz zu schweigen –, oder, mit den wohl nicht ganz unberechtigten Worten des Politologen Benno Kirsch, sich noch ausgiebig weiter mit den "Ergüssen geifernder Antikreationisten, die nicht besonders angenehm zu lesen sind" zu beschäftigen. Dennoch muss ich wohl noch auf einige weitere Punkte in einem zweiten Teil der Arbeit zurückkommen (siehe Anmerkung zu Utricularia oben).

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© 2011 by Wolf-Ekkehard Lönnig
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